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repräsentieren. Somit wertet Conan Doyle eine aktive, sexuelle Leidenschaft der Frau zumeist<br />

als untypisch für die englische Frau und stellt sie als Bedrohung von außen dar.<br />

Die Verbindung mit einer so leidenschaftlichen Frau bedroht das Leben des Mannes auch<br />

noch nach Abbrechen der Beziehung. Das Bild der rächenden ehemaligen Geliebten stammt<br />

aus dem Mythos um Lilith, die der jüdischen Legende nach Adams erste Frau war und dessen<br />

zweite Ehe mit Eva durch ihre Rachsucht und Eifersucht bedrohte. 280<br />

Die südländische Flora Millar („Noble Bachelor“, 1/10) bedroht die geplante Hochzeit ihres<br />

ehemaligen Geliebten Lord St. Simon mit Hatty Doran und scheint diese gar getötet zu haben.<br />

Ihre sexuelle Attraktivität wird durch die Beschreibung ihres Temperaments versinnbildlicht:<br />

„Flora was a dear little thing, but exceedingly hot-headed, and devotedly attached to me.“ 281<br />

Besonders interessant erscheint die Figur der Maria Pinto aus „Thor Bridge“ (5/7): von ihrem<br />

Mann, der sie eindeutig wegen ihrer sexuellen Attraktivität geheiratet hat, wird sie später zu<br />

Gunsten der vernünftigen Gouvernante Grace Dunbar verstoßen. Relativ eindeutig beschreibt<br />

Gibson, dass er in früherer Zeit von der sexuellen Ausstrahlung seiner Frau fasziniert war:<br />

Maria Pinto was the daughter of a Government official at Manaos, and she was very beautiful. [...] It was a deep,<br />

rich nature, too, passionate, whole-hearted, tropical, ill-balanced, very different from the American women whom<br />

I had known. Well, to make a long story short, I loved her and married her. It was only when romance had passed<br />

- and it lingered for years - that I realized we had nothing - absolutely nothing - in common. My love faded. 282<br />

An dieser Stelle wird propagiert, dass eine sexuell attraktive Frau gefährlich und<br />

unberechenbar ist - sobald die sexuelle Faszination an der Frau vergangen ist, ist somit die<br />

Trennung durchaus legitimiert. Gerechtfertigt wird das Verhalten Gibsons zusätzlich dadurch,<br />

dass seine Frau im Eifersuchtswahn Suizid begeht und die Schuld auf Grace Dunbar zu lenken<br />

versucht.<br />

Die Französin Mme. Fournaye („Second Stain“, 3/13) tötet ebenfalls in einem<br />

Eifersuchtsanfall ihren eigenen Mann, dem sie eine Affäre unterstellt. Auch hier wird ihre<br />

sexuelle Ausstrahlung durch ihr temperamentvolles, wahnhaftes Verhalten verdeutlicht:<br />

„What happened after that is like some fearful dream. I have a vision of a dark, frantic face, of<br />

a woman’s voice, which screamed in French: ‘My waiting is not in vain. At last. At last I have<br />

found you with her!’ There was a savage struggle. I saw him with a chair in his hand, a knife<br />

gleamed in hers.“ 283<br />

280 Vgl. Cirlot, J. E.: A Dictionary of Symbols. London 1962, S. 180 sowie Bächtold-Stäubli, Hanns (Hg.):<br />

Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens, Bd. 5, Berlin [u.a.] 1987, Sp. 1302 ff.<br />

281 „Noble Bachelor“ (1/10), S. 235.<br />

282 „Thor Bridge“ (5/7), S. 144.<br />

283 „Second Stain“ (3/13), S. 321.

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