03.01.2013 Aufrufe

Seite - RWTH Aachen University

Seite - RWTH Aachen University

Seite - RWTH Aachen University

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

277<br />

gleichzeitiger Beibehaltung und „Dehnung” von gattungstypischen Mustern besteht. Diese<br />

Dehnung der Muster wird solange beibehalten, bis die Möglichkeiten der Gattung völlig<br />

ausgereizt sind - im Folgenden kommt es dann zu einem völligen Bruch der Konventionen,<br />

wodurch dann eine neue Form des Genres oder eine ganz neue Gattung entsteht. Der Bruch<br />

mit der klassischen Detektivgeschichte gab so den Raum für die Kriminalliteraturform der<br />

hard boiled school frei.<br />

Betrachtet man die Stories von Agatha Christie, so wird deutlich, dass sie die relativ rigiden<br />

Vorgaben, die durch strenge Form von Conan Doyle vorgegeben werden, übernimmt, sie aber<br />

durch verschiedenste Variationen modifiziert und expandiert. Wie gezeigt werden konnte,<br />

entsprechen die Figuren bei weitem einem nicht so begrenztem Inventar wie es bei Conan<br />

Doyle der Fall ist. Es lassen sich in den Christie-Stories keine so festen Typen wie beim<br />

Schöpfer der Sherlock-Holmes-Stories entdecken. Christie erweitert die Figuren durch<br />

deutlichere Zeichnung, und lässt sie viel mehr agieren als Conan Doyle. So besteht ein<br />

Großteil der Erzählung aus Dialogen der Figuren miteinander.<br />

Auch in Bezug auf das setting und die Handlungselemente variiert Christie die typischen<br />

Elemente der Detektivgeschichte völlig anders als es Conan Doyle tut, wobei der größte<br />

Unterschied zwischen den Autoren darin liegt, dass Christie ihre Stories nach dem Prinzip der<br />

misdirection konzipiert, die bei Conan Doyle nur selten eingesetzt wird und dort zumeist eher<br />

unausgereift wirkt. 677 Conan Doyles Erzählungen basieren viel stärker auf der<br />

Verschlüsselung von clues und red herrings, die bei Christie eine eher untergeordnete Rolle<br />

spielen.<br />

Die Christie’schen Handlungsverläufe ähneln denen von Conan Doyle nur peripher und<br />

weisen selbst untereinander extrem starke Varianten auf, was sich auch in Bezug auf die<br />

Erzählperspektive feststellen lässt.<br />

Agatha Christie entwickelt auf Grund des Schemas ihres Vorgängers eindeutig eigene,<br />

innovative Verfahren zur Konzeption ihrer Stories und schafft so wiederum eine Variante der<br />

Detektivgeschichte.<br />

Obwohl die letzten Erzählungen von Conan Doyle (1927) und die erste der hier vorgestellten<br />

Christie-Stories (1932) zeitlich nur fünf Jahre auseinander liegen, lässt sich aufzeigen, dass<br />

Christie das Schema der Detektivgeschichte schon bedeutend erweitert hat und es nach<br />

anderen Kriterien konzipiert als ihr Vorgänger. Es lässt sich durch den Vergleich aufzeigen,<br />

dass das Schema der Sherlock-Holmes-Stories extrem spezifisch ist und eine Einzigartigkeit<br />

677 Vgl. hierzu Kap. 3.2.1.7.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!