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134<br />

Arbeitsrechte in ihrer Stellung nicht gesichert waren, kam es nach Hollis zum einen zu einer<br />

Bewegung, die mehr Bildung für Frauen forderte, zum anderen aber auch dazu, dass Frauen<br />

sich einen rechtlichen Status erkämpfen wollten. 372 Erst 1870 erhielten Frauen das Recht,<br />

eigenes Geld zu haben und Besitz zu halten; 1878 trat der Matrimonial Causes Act in Kraft,<br />

auf Grund dessen Frauen gewalttätige Männer verlassen und von ihnen Unterhalt verlangen<br />

konnten. Das Inkrafttreten dieser beiden Gesetze brachte eine bis dato unmögliche Diskussion<br />

auf, die sich mit Eheproblemen im Allgemeinen beschäftigte und schließlich sogar die Frage<br />

aufwarf, warum Frauen überhaupt heiraten sollten. 373 Die Frauenrechtlerin Mona Caird<br />

schrieb so in ihrem Artikel „The Morality of Marriage“: „If woman’s claims were granted, if<br />

she could secure a liberty as great as that of men, in all the relations of life, marriage, as we<br />

now understand it, would cease to exist; its groundwork would be undermined.“ 374<br />

Ein besonderes Anliegen war den Frauen das Wahlrecht. Im Jahr 1870 wurde das Women’s<br />

Suffrage Journal gegründet 375 , das sich, anders als alle vorhergehenden Magazine für Frauen,<br />

nicht mit Ratschlägen für Haushalt und Familie, sondern einzig und allein mit den<br />

Forderungen für die Rechte der Frau und speziell mit dem Wahlrecht befasste. Trotz einer<br />

relativ starken Bewegung für das Frauenwahlrecht wurde in Gladstone’s Reform Act 1884 der<br />

Antrag auf das Frauenwahlrecht niedergeschlagen, mit dem Erfolg, dass ab dato umso stärker<br />

für dieses Recht gekämpft wurde. 376 De facto wurde das Frauenwahlrecht mit allen Kriterien<br />

und vollen Rechten in Großbritannien erst im Jahr 1928 zugelassen. 377<br />

Gegen Ende des 19. Jahrhunderts kommt es durch das sogenannte cycling craze zu einer<br />

Revolutionierung der weiblichen Kleidung. Da sich Frauen allgemein - wie schon oben<br />

erwähnt - um mehr Ausbildung für Mädchen und Frauen bemühten, nimmt es nicht Wunder,<br />

dass ihnen letztlich auch eine praktische und sportliche Erziehung nicht mehr vorenthalten<br />

bleiben sollte. Die Bekleidung, die Frauen beim Radfahren trugen, wurde bald als sehr viel<br />

praktischer und bequemer als lange Kleider und zahlreiche Unterröcke erachtet. Und obwohl<br />

es weiterhin als ungehörig und beinahe unmoralisch galt, sich als Frau in Hosen zu zeigen,<br />

legten Frauen dennoch die gerade erst erworbenen „knickerbockers“ nicht mehr ab. „The wish<br />

to cast off restraint in dress was part of the wish for greater freedom in other areas.“ 378<br />

372<br />

Vgl. Hollis, Patricia: Women in Public. The Women’s Movement 1850-1900. London 1979, S. VII.<br />

373<br />

Vgl. Calder, Women and Marriage, S. 166.<br />

374<br />

Caird, Mona: „The Morality of Marriage“. In: Fortnightly Review, 1, 1880. Wie zitiert in Calder, Women and<br />

Marriage, S. 167.<br />

375<br />

Vgl. Fernando, Lloyd: „New Women“ in the Late Victorian Novel. Pennsylvania/London 1977, S. 21-22.<br />

376 Vgl. Calder, Women and Marriage, S. 165.<br />

377 Vgl. Bouchier, Feminist Challenge, S. 8.<br />

378 Calder, Women and Marriage, S. 164.

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