03.01.2013 Aufrufe

Seite - RWTH Aachen University

Seite - RWTH Aachen University

Seite - RWTH Aachen University

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

270<br />

3.5 Gegenprobe: Ein Vergleich mit Stories von Agatha Christie<br />

Wie bei der Analyse der Sherlock-Holmes-Stories deutlich wurde, folgen alle Erzählungen<br />

sowohl formal als auch inhaltlich einem sehr rigiden Schema. Auf der Figurenebene finden<br />

sich sehr viele typische Figuren, die nur in einem gewissen Rahmen variiert werden und somit<br />

relativ stereotypenhaft sind. Auch auf der Handlungsebene und bezüglich des settings variiert<br />

Conan Doyle nur insofern, als dass Elemente, die für die Konstruktion einer neuen<br />

Rätselgeschichte nötig sind - wie die Tatwaffe und clues - verändert werden, andere Elemente<br />

wie das setting und das Milieu jedoch in ihrer Ausfüllung relativ konstant bleiben. Sowohl auf<br />

der Figurenebene als auch auf der Ebene der Handlungselemente wird nur insofern variiert,<br />

als dass der Leser sich zwar mit einem neuen Fall konfrontiert sieht, wobei dieser jedoch<br />

immer wieder vor dem gleichem Hintergrund mit ähnlichem „Personal“ spielt.<br />

Die Variationsstärke des Handlungsverlaufs nimmt hingegen von Band zu Band stetig zu,<br />

wobei aber zu beachten ist, dass trotz der Zunahme an stärkeren Varianten und<br />

Extremvarianten nur 12 der 56 Stories nicht dem typischen Verlauf der Sherlock-Holmes-<br />

Stories entsprechen. Doch auch in den Stories mit stark variiertem Handlungsverlauf folgen<br />

die Figuren und die Handlungselemente zumeist dem rigiden Grundmuster.<br />

Conan Doyles Erzählschema ist extrem spezifisch und kann darum kaum auf die<br />

Kriminalgeschichten anderer Autoren übertragen werden. Um dies zu verdeutlichen, wurde<br />

die Methode, die zur Analyse der Sherlock-Holmes-Stories entwickelt wurde, zur<br />

Untersuchung von Agatha-Christie-Geschichten eingesetzt, um die Unterschiede zwischen<br />

den Erzählschemata, aber auch eventuelle Parallelen aufzeigen zu können. (Vgl. Anhang II).<br />

Bei der Analyse der Christie-Stories wurde evident, dass die Stories nach einem anderen<br />

Schema als die Erzählungen von Conan Doyle funktionieren. Dabei weisen die Stories der<br />

„Queen of Crime” selbst untereinander starke Abweichungen auf, da Christie ständig mit<br />

verschiedenen Formen ihres Erzählschemas experimentiert.<br />

Im Vergleich mit Conan Doyle lassen sich schon auf der Figurenebene starke Unterschiede<br />

nachweisen: Christie zeichnet ihre Figuren sehr viel deutlicher, lässt sie mehr berichten, zeigt<br />

Dialoge und Gedankengänge der Figuren, weshalb sie lebendiger und weniger statisch als die<br />

Conan Doyle’schen Figuren wirken. In den fünf Stories ließ sich kein Typ entdecken, der<br />

zweimal zu finden war. Traten Figuren auf, die als Typen auch in den Sherlock-Holmes-<br />

Stories entdeckt werden konnten, wie z.B. der Staatsmann oder der unschuldig in ein<br />

Verbrechen Verstrickte, so wurde deutlich, dass Christie diese jedoch weitaus stärker variiert

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!