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171<br />

Geständnis ablegen, und bittet Holmes als Beichtvater zu sich, der den Mordfall um ihren<br />

Ehemann vor Jahren nicht aufklären konnte. Holmes muss in dieser Erzählung keinen Fall<br />

aufklären, sondern Eugenia Ronder vor dem Selbstmord retten.<br />

3.2.1.4 Tatwaffe<br />

Nur aus einzelnen Berichten über Verbrechen aus dem viktorianischen Zeitalter und der<br />

Jahrhundertwende ist zu erfahren, welche Tatwaffe im jeweiligen Fall verwendet wurde; es<br />

gibt keine konkreten Belege über typische Mordmethoden der Zeit. Dies liegt nicht zuletzt<br />

darin begründet, dass Verbrechen häufig nicht bekannt gemacht wurden, um der Familie des<br />

Täters die Schande zu ersparen. Zudem war die Polizei bis zum Ende des 19. Jahrhunderts nur<br />

sehr unzureichend organisiert - man denke allein an die Schwierigkeiten, die das Anlegen<br />

einer Kartei für Fingerabdrücke von Verdächtigen der Polizei bereitete. 492 So wurden lange<br />

Zeit kaum Akten über Verbrechen angelegt, und wenn doch, so waren sie oft nur sehr<br />

fragmentarisch. Somit lassen sich Schlüsse über die Tatwaffen, die während der<br />

Entstehungszeit der Sherlock-Holmes-Erzählungen verwendet wurden, nur aus den Berichten<br />

über Aufsehen erregende Morde ziehen.<br />

Beim Studieren von berühmten Kriminalfällen in Großbritannien wird deutlich, dass eine der<br />

am häufigsten verwendeten Tatwaffen das Messer war. Der bekannteste Messermörder ist<br />

wohl „Jack the Ripper”. Aber auch andere, schreckliche Morde erregten großes Aufsehen, wie<br />

z.B. der Fall der jungen Elizabeth Goodwin, die auf brutalste Art von ihrem Verlobten<br />

erstochen wurde:<br />

Kurz vor einundzwanzig Uhr sah ein Arbeiter die Verlobten in angeregter und durchaus nicht unfreundlicher<br />

Unterhaltung zwischen den Hecken hin und her spazieren. Townley grüßte bei der Begegnung höflich und mit<br />

einer leichten Verbeugung, die für ihn typisch war. Als sich der Arbeiter etwa zweihundert Meter vor dem Paar<br />

entfernt hatte, wurde die hereinbrechende Dunkelheit von einem gellenden Schrei zerrissen [...] Elizabeth<br />

Goodwin klammerte sich mühsam an eine Hecke. An ihrem Hals klaffte eine furchtbare Wunde, aus der Blut in<br />

rhythmischen Stößen hervorschoß [...] Der Gentleman stand unbeweglich etwa fünf Meter von der Unglücksstelle<br />

entfernt und betrachtete teilnahmslos, beinahe gelangweilt das Geschehen. Dann setzte er sich mit ruhigen<br />

Schritten in Bewegung. „Ich habe“, sagte er, „Bessie ermordet, und werde dafür gehenkt werden.“ [….] Die<br />

Untersuchung der Leiche ergab drei Wunden an der rechten Halsseite. Ein Stich hinten unter dem Ohr und ein<br />

zweiter, etwas weiter vorn, waren relativ unbedeutend. Der dritte Einstich lag unter dem rechten Unterkiefer. Von<br />

dort hatte der Mörder das Messer nach vorn gerissen und dabei den Hals in mehr als sechs Zentimeter Breite bis<br />

über das Kinn hinaus aufgeschlitzt. 493<br />

492 Vgl. hierzu „Clues“, Kap. 3.2.1.5.<br />

493 Vgl. hierzu Heermanns Ausführungen zum Mord des eifersüchtigen George Townley an seiner Verlobten<br />

Elizabeth Goodwin aus dem Jahr 1863 in Würger, S. 56-57.

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