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dieses Milieu, während sich zwölf andere Fälle, die Holmes auf dem Land aufklärt, ab dem<br />

zweiten Band in unterschiedlichen Milieus zutragen. Dagegen werden schon ab dem ersten<br />

Band sehr divergente Milieus für die Stadtgeschichten eingesetzt.<br />

Dass das Milieu von vielen Stories auf dem Land die obere Mittelschicht ist, hängt stark mit<br />

der Wahl des settings zusammen, denn in allen Fällen spielt die Handlung, wenn das Milieu<br />

die obere Mittelschicht ist, vor dem Hintergrund eines ländlichen Manor house. Mit der Wahl<br />

dieses Milieus karikiert Conan Doyle das Bild der reichen, gutsituierten ländlichen<br />

Gesellschaft. Dagegen zeigt die Divergenz der verschiedenen städtischen Milieus die Vielfalt<br />

der verschiedenen Menschentypen, die in der Stadt leben. Conan Doyle arbeitet hier stark mit<br />

Vorurteilen bezüglich der ländlichen und der städtischen Einwohnerschaft: Die Stadt London<br />

wird somit als moderner Ort des Fortschritts präsentiert, in dem sich die Menschen völlig<br />

anders entwickeln als auf dem rückständigen Land. Die grundsätzlich brutaleren, primitiveren<br />

Verbrechensformen auf dem Land spiegeln somit den grobschlächtigeren, wilden aber auch<br />

einfacheren Charakter der Bewohner der countryside wider. Aus diesem Grund sind auch die<br />

Verbrechen in der Stadt grundsätzlich variabler und wirken - betrachtet man die<br />

ausgeklügelten Betrugs- und Diebstahldelikte - weitaus raffinierter.<br />

Die Tatsache, dass Conan Doyle die selbst gesetzten Grenzen bezüglich des Zusammenhangs<br />

zwischen setting, Milieu und Verbrechen zu Gunsten eines größeren Variantenreichtums<br />

sprengt, beweist, dass die Variabilität der verschiedenen Elemente in ihrer Korrelation<br />

durchaus erweitert wird. Ab dem zweiten Band werden Verbrechen, Milieu und Schauplatz<br />

freier miteinander kombiniert, und diese Kombinationsmöglichkeiten werden grundsätzlich<br />

bis zum letzten Band der Sherlock-Holmes-Stories beibehalten.<br />

Ausgehend von der Annahme, dass das gewählte setting Einfluss auf die Art des Verbrechens<br />

in den Sherlock-Holmes-Stories hat, wurde auch untersucht, ob in Folge dieser Beobachtung<br />

ebenfalls die Wahl der Tatwaffe in Verbindung mit dem Schauplatz steht, d.h. es wurde<br />

genauer betrachtet, ob die Verwendung bestimmter Tatwaffen in den Landgeschichten -<br />

gemäß der Theorie, dass die Landbewohner zunächst als primitiver und brutaler als die<br />

Stadtbewohner gezeichnet werden - auch zu ganz anderen, rabiateren Mordmethoden führen.<br />

Auch hier kann festgestellt werden, dass die Mordmethoden im ersten Band grundsätzlich auf<br />

dem Land sehr viel brachialer und barbarischer sind als in der Stadt; daneben setzt Conan<br />

Doyle aber auch auf dem Land durchaus raffinierte, durchdachte Mordmethoden ein, die der<br />

Theorie nach eher den Stadtmorden entsprechen würden. 602<br />

602 Vgl. „Speckled Band“ (1/8).

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