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verloren wäre. Mycroft Holmes’ Darstellung wird hier zu der aus „Greek Interpreter“ und<br />

„Final Case ” stark variiert.<br />

Cadogan West, ein junger Staatsangestellter, wird wegen seiner Aufrichtigkeit und seines<br />

Patriotismus getötet. Er möchte den Spion Oberstein stellen und wird dabei von diesem<br />

ermordet. West stellt eine Variante des älteren, patriotischen Staatsmannes dar, der alles für<br />

sein Land tun würde (Typ M.I.11).<br />

Interessant ist die Konstellation der zwei Brüder James und Valentine Walter, deren<br />

Beziehung durch die Untat Valentines - er stiehlt die Schlüssel von James, um die Pläne<br />

entwenden zu können - überschattet wird. James, ein typischer, gediegener Staatsmann (Typ<br />

M.I.11), stirbt aus Kummer über diesen Vorfall, da er Valentine von Anfang an der Tat<br />

verdächtigte und sich dadurch, dass er die Tat verschweigt, an seinem Land versündigt. Somit<br />

steht dieses Brüderpaar, das als Konfliktauslöser anzusehen ist, im Kontrast zu den Holmes-<br />

Brüdern, die die Konfliktsituation letztlich lösen. Valentine Walter begeht das erste Delikt der<br />

Erzählung, weil er sich durch seine Spielsucht stark verschuldet hat. Er ist somit ein<br />

„Verbrecher in misslicher Lage”(Typ M.II.1b). Er verzweifelt über seine verräterische Tat und<br />

über den Tod seines Bruders und stirbt selbst im Gefängnis - er wird so auch durch „höhere<br />

Gewalt” für seine Tat gerichtet.<br />

Das Auftauchen eines Spions ist häufiger in den Erzählungen zu finden, allerdings vermehrt<br />

im vorliegenden Band, was vor dem zeitlichen Hintergrund der Entstehung jedoch auch<br />

verständlich ist: Der Erzählband His Last Bow wurde im Jahr 1917, also während des 1.<br />

Weltkrieges verfasst und behandelt somit in dieser Erzählung für den damaligen Zeitpunkt<br />

hochaktuelle Themen, nämlich Spionage und das Entwenden von militärischen Unterlagen.<br />

Interessant ist, dass es in dieser Erzählung zwei Täter für zwei Delikte gibt: Valentine Walter<br />

ist ein Dieb, der Spion ein Mörder. Obwohl Walter für Oberstein stiehlt, stellen sie jedoch<br />

kein Gaunerpaar dar, wie z.B. Kemp und Latimer in „Greek Interpreter“ (2/9). Die Bedrohung<br />

durch deutsche Spione wird auch in der Erzählung „Last Bow“ (4/8) thematisiert. Hugo<br />

Oberstein wird namentlich von Holmes schon im dritten Band, nämlich in der Erzählung<br />

„Second Stain“ (3/13) erwähnt; Holmes will verschiedene ihm bekannte Spione befragen,<br />

findet jedoch durch Hinweise von Watson direkt den Schuldigen, weshalb Oberstein als Figur<br />

in „Second Stain“ keine weitere Rolle spielt. Die Bedrohung, die er als Erzfeind für das<br />

englische Volk bedeutet, und seine perfide Vorgehensweise machen ihn zum „unheimlichen<br />

Ausländer” (Typ M.I.2) per se. Obersteins Mordmotiv ist die Wahrung seiner Identität, wie es<br />

auch beim Diktatoren Murillo in „Wisteria Lodge“ (4/1) der Fall ist.

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