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2. Die Sherlock-Holmes-Stories: Voraussetzungen und Grundmodell<br />

Die Sherlock-Holmes-Stories von Arthur Conan Doyle weisen eine Grundstruktur auf, die<br />

ihren Ursprung im Werk von Edgar Allan Poe hat. Diese Grundstruktur basiert auf Aspekten<br />

aus Poes „Philosophy of Composition“, in der er seine Theorien zum Verfassen von<br />

Kurzgeschichten formulierte. Um die Form der späteren Detektivgeschichte nach Conan<br />

Doyle genau analysieren und beschreiben zu können, ist es unerlässlich, zunächst die<br />

Vorgaben, die Poe mit seinen Rätselgeschichten, den tales of ratiocination, lieferte, zu<br />

betrachten.<br />

Poe liebte es, Rätsel zu lösen, und war allgemein an Spielen interessiert, was sich<br />

nachweislich auch in seinem Werk niederschlug. Im Folgenden soll dargestellt werden, wie<br />

sich seine Theorien und spielähnliche Strukturen in seinen Geschichten mit Rätselcharakter,<br />

die als Vorläufer der Detektivgeschichte zu betrachten sind, manifestieren. In den tales of<br />

ratiocination, Geschichten der Verstandeskunst oder des Gedankenspiels, beweist der<br />

übermenschlich wirkende Dupin seine Fähigkeiten beim Lösen von mysteriösen Vorgängen<br />

und Rätseln rein durch die Kraft seines Geistes. Im Zusammenhang mit den tales of<br />

ratiocination sind besonders Poes „Philosophy“ und sein Aufsatz zu Maelzels<br />

Schachautomaten 80 relevant für die Untersuchung.<br />

Conan Doyle bediente sich grundsätzlich der von Poe entworfenen Struktur, änderte sie<br />

jedoch auch stark ab. Er entwickelte letztlich die „perfekte Form“ der Detektivgeschichte. Im<br />

Anschluss an diese Ausführungen sollen in diesem Kapitel die zur Analyse der Erzählungen<br />

entwickelten Tabellen vorgestellt und erläutert werden.<br />

2.1 Die Rätselgeschichte von Edgar Allan Poe<br />

2.1.1 Poes „Philosophy of Composition“ und die Struktur der Rätselgeschichte<br />

Viele Gattungskonventionen der späteren Detektiverzählung sind bereits in Poes Erzählung<br />

„The Murders in the Rue Morgue“ zu finden. Zum Teil folgen die Strategien dieser<br />

Rätselgeschichte Strukturen, die Poe im Zusammenhang mit dem Verfassen von<br />

Kurzgeschichten entworfen hatte. Er stellte sein theoretisches Konzept zum Verfassen von<br />

Kurzgeschichten in seiner 1842 veröffentlichten Rezension zu Nathaniel Hawthornes Twice-<br />

80 Leonhardt, Ulrike: Mord ist ihr Beruf. Eine Geschichte des Kriminalromans. München 1990, S. 35.

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