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Mortimer Tregennis („Devil’s Foot“, 4/7) plant durchtrieben die Ermordung seiner gesamten<br />

Familie, um an das Erbe heranzukommen. Obwohl es mehrfach vorkommt, dass ein Vater<br />

seine Töchter misshandelt oder gar töten will, liegt mit Mortimer Tregennis die einzige Figur<br />

vor, die bereit ist, für Geld ihre gesamte Verwandtschaft zu opfern. Tregennis bereitet den<br />

Fratrizid en detail vor und zeigt keinerlei Reue über seine Tat. Aus diesem Grund lässt<br />

Holmes Leon Sterndale, der Tregennis später tötet, laufen. Schon Tregennis’ Aussehen weist -<br />

wie häufig in den Sherlock-Holmes-Stories - auf seine schlechten Charaktereigenschaften hin:<br />

„When I think of Mortimer Tregennis, with the foxy face and the small, shrewd, beady eyes,<br />

behind his spectacles, he is not a man whom I should judge to be of a particularly forgiving<br />

disposition.” 211<br />

Killer Evans, der sich als John Garrideb („Three Garridebs“, 5/6) ausgibt, stellt einen<br />

besonderen Verbrecher dar, da er sich einen äußerst ausgeklügelten Namenstrick ausdenkt,<br />

mit dem er Nathan Garrideb aus seinem Haus lockt. Er schreckt, um einer Verhaftung zu<br />

entgehen, auch vor Mord nicht zurück und schießt auf Watson, der schwer verletzt<br />

zusammenbricht. Durch diese Tat wird die außerordentliche Skrupellosigkeit Evans’<br />

unterstrichen. Er ist die Ursache dafür, dass Holmes zum einzigen Mal in den gesamten<br />

Erzählungen seine Contenance verliert, wodurch Holmes’ Zuneigung für Watson explizit zur<br />

Sprache gebracht wird: „If you had killed Watson, you would not have come out of this room<br />

alive.“ 212<br />

Typ M.II.1.b: Ungewöhnlicher Verbrecher in einer misslichen Lage<br />

Der Pferdetrainer John Straker („Silver Blaze“, 2/1) verletzt sein eigenes Pferd, um beim<br />

Pferderennen gegen es zu wetten und so viel Geld zu gewinnen. Im Zuge des Verbrechens<br />

wird er aber selbst vom Pferd durch einen Hufschlag getötet. Straker ist die einzige männliche<br />

Figur, die somit gleichzeitig die Funktion Täter und Opfer einnimmt. Er sieht sich zu dem<br />

Verbrechen gedrängt, da er sein aufwändiges Doppelleben - er hat eine anspruchsvolle<br />

Geliebte in London - ansonsten nicht weiterhin finanzieren kann. Dieses Motiv wird nur in<br />

„Silver Blaze“ eingesetzt.<br />

Auch der Pferdetrainer Silas Brown („Silver Blaze“, 2/1) ist ein ungewöhnlicher Verbrecher:<br />

Er birgt ein secondary secret und begeht ein „Nebenverbrechen“. Dies ist grundsätzlich für<br />

Conan Doyle sehr untypisch, denn eigentlich werden die secondary secrets erst von Agatha<br />

Christie in das Genre eingeführt. Ihre Erzählungen sind so konstruiert, dass jede der Figuren<br />

211 „Devil’s Foot“ (4/5), S. 172.

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