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206<br />

Das zentrale Spannungsmoment der Sherlock-Holmes-Stories ist die Überführung des Täters.<br />

Deshalb muss der Täter in einem effektvollen Moment festgenommen werden. Dieser<br />

effektvolle Moment hat die Funktion, dem Spannungsbogen der Erzählung einen<br />

Schlusspunkt zu setzen, woraufhin die Spannung danach gänzlich aufgelöst wird.<br />

Es lässt sich erkennen, dass besonders perfide Täter der Sherlock-Holmes-Stories stets durch<br />

einen ganz besonderen Trick von Holmes überlistet und überführt werden. Vier seiner fünf<br />

Erzfeinde - Moriarty, Moran, Smith und Gruner - stellt Holmes so eine außergewöhnliche<br />

Falle, ebenso wie den besonders niederträchtigen deutschen Spionen. Durch die Fallen wird<br />

zum Ende der Erzählung Holmes’ Überlegenheit nochmals besonders betont, denn letztlich<br />

kann (beinahe) kein Verbrecher gegen Holmes’ Fähigkeiten bestehen, der durch seine<br />

raffinierten Überführungsmethoden auch den größten Gegner noch zu überwinden weiß. Die<br />

Fallen haben einen „Auge-um-Auge“-Effekt, weil die Täter für ihre schlau durchdachten<br />

Verbrechen mit einem ebenso raffiniert geplanten Trick überführt werden. Auf diese Weise<br />

wird beim Leser auch das Gefühl der Schadenfreude evoziert: dem Täter wird seine üble Tat<br />

gerecht vergolten.<br />

3.2.1.11 Ist Holmes erfolgreich?<br />

Ist es tatsächlich möglich, dass das Superhirn Holmes einen Fall nicht aufklären kann, mag<br />

sich mancher Leser der Sherlock-Holmes-Stories betreffs dieser Kategorie fragen.<br />

Grundsätzlich ist dazu zu sagen, dass Holmes es letztlich immer schafft, seinen Auftrag auf<br />

zufriedenstellende Weise zu beenden und zu lösen. Dabei gibt es jedoch auch Fälle - wenn<br />

auch nur wenige -, in denen Holmes selbst durch falsche Hinweise getäuscht wird oder falsche<br />

Schlüsse zieht. Am Ende der Erzählung werden jedoch alle falschen Annahmen revidiert.<br />

Kaum jemals unterliegt Holmes einem seiner Gegner, aber schon in der ersten Geschichte<br />

„Scandal in Bohemia“ (1/1) kann er nicht gegen die Klugheit der schönen Irene Adler<br />

ankommen. Sie durchschaut Holmes’ Plan, der ein kompromittierendes Foto aus dem Haus<br />

der Sängerin entwenden will, und entfernt das corpus delicti. Am Ende der Erzählung lässt sie<br />

Holmes das Bild jedoch mit einem reizenden Brief zukommen - Holmes kann somit den Fall<br />

als erledigt erklären.<br />

Obwohl Holmes in „Five Orange Pips“ (1/5) erkennt, dass der junge Openshaw vom Ku-<br />

Klux-Klan bedroht wird, schätzt er die akute Gefahr falsch ein und schickt Openshaw nach<br />

582 „Scandal in Bohemia“ (1/1), S. 23.

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