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Variationsgrad Figuren:<br />

359<br />

_____________________________________________________ __________________<br />

gering eher gering mittel eher stark stark<br />

Kommentar:<br />

Die Erzählung wird, wie auch „Abbey Grange“ (3/11) und „Thor Bridge“ (5/7) vom Motiv der<br />

ménage a trois geprägt, das hier jedoch wiederum von Conan Doyle stark variiert wird.<br />

Mrs. Merrilow erscheint nicht als Auftraggeberin, sondern als Gesandte der Auftraggeberin,<br />

um die sie zutiefst besorgt ist. Sie nimmt wie Mrs. Warren aus „Red Circle” (4/3) die Rolle<br />

einer „Mutter” (W.I.2) ein, die ihrem Schützling helfen möchte.<br />

Eugenia Ronder wird wie Lady Brackenstall in „Abbey Grange“ von einem sadistischen Mann<br />

gequält. Anders als diese plant sie im Gegenzug wie Maria Pinto aus „Thor Bridge“ einen<br />

Mord, aber nicht ihren eigenen, sondern den ihres Mannes. Eugenia Ronder ist eine stark<br />

variierte Figur des Typs der mad woman in the attic (W.II.2): Einst eine schöne, erfolgreiche<br />

Frau, fristet sie nun, äußerlich verkrüppelt und von Schuldgefühlen geplagt, ein trostloses<br />

Leben fern der Welt im selbstgewählten Exil. Ihr Pensionszimmer verlässt sie nie; anders als<br />

die anderen Frauen des Typs W.II.2 wird sie nicht von einem Gothic villain gefangen<br />

gehalten, sondern von ihren Schuldgefühlen und ihrer Scham. Eugenia Ronder ist eine der<br />

wenigen weiblichen Mörderinnen und ihr Motiv ist als außergewöhnlich zu betrachten.<br />

Ähnlich wie sie handelt nur Captain Croker, der seinen Gegner jedoch in einem fairen Duell<br />

tötet. Holmes ist von ihrem Schicksal aber so ergriffen, dass er ihr - einem Beichtvater gleich -<br />

ihre Taten vergibt.<br />

Ihr Ehemann ist - abgesehen von seinem Beruf - eine Kopie des Lord Brackenstall und stellt<br />

einen ebenso grausamen Gothic villain (Typ M.I.9) dar. Wie in Abbey Grange (3/12) scheint<br />

auch hier die einzige Möglichkeit, dem Bösewicht zu entrinnen, sein Tod zu sein.<br />

Behilflich beim Mord ist Eugenia Ronder ihr Geliebter Leonardo, der sich - anders als Captain<br />

Croker - seinem Konkurrenten nicht in einem Zweikampf stellt, sondern ihn hinterrücks<br />

erschlägt. Einzigartig ist die Figur des Leonardo auch deshalb, weil er als einzige Täterfigur<br />

eine perfekte Mordwaffe baut und somit das wahre Geschehen auch von Holmes nicht<br />

aufgeklärt werden kann. Ungewöhnlich für eine männliche Figur in den Sherlock-Holmes-<br />

Stories erweist sich die Tatsache, dass er feige ist und seine Geliebte beim Angriff des Löwen<br />

im Stich lässt. Leonardo, der das Leid seiner Geliebten nicht ertragen kann, stellt einen<br />

„Verbrecher in misslicher Lage” (Typ M.II. 1b) dar.

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