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147<br />

3.2 Auswertung der Tabelle setting und Handlungselemente<br />

3.2.1 Auswertung der einzelnen Kategorien der Tabelle<br />

3.2.1.1 setting<br />

I wander through each chartered street,<br />

near where the chartered Thames does flow,<br />

amd mark in every face I meet<br />

marks of weakness, marks of woe.<br />

William Blake, London<br />

Häufig wird in der Literatur der Kontrast zwischen hektischem Stadt- und beschaulichem<br />

Landleben thematisiert. Zumeist steht die von menschlicher Hand ungezähmte Natur für den<br />

sinnbildlichen Garten Eden, der im Zustand des Unberührtseins die absolute Unschuld<br />

symbolisiert. Im Gegensatz dazu wird die Stadt schon früh in der Literatur auf Grund der ihr<br />

immanenten Unruhe und Anonymität mit Lasterhaftigkeit und Sündenschuld gleichgesetzt. In<br />

den Werken von Milton und Bunyan, deren Werke auf Themen und Motiven des Alten<br />

Testaments gründen, wird so beispielsweise häufig das „gute“ pastorale Landleben dem<br />

„schlechten“, sündhaften Leben in großen, opulenten Städten gegenüber gestellt. 405 Während<br />

das ländliche Leben so für eine kontemplativ-introspektive Sinnsuche auf dem Weg zur<br />

Erlösung der Seele steht, wird die Stadt auf Grund ihrer Sündhaftigkeit häufig in Erwartung<br />

einer apokalyptischen Bestrafung gezeigt, die die ewige Verdammnis bedeutet.<br />

Besonders in der Literatur der Romantik manifestiert sich das Bild der Natur als belebender<br />

und belebter Organismus, dem eine stärkende Kraft und eine „quasi-moralische[] Instanz“ 406<br />

inne ist, wobei sich im Betrachten und Erleben der Natur der Sinn des Lebens offenbaren und<br />

erlösende Kräfte von der Natur ausgehen können. Die durch göttliche Schöpfungskraft<br />

entstandene Natur steht so im Gegensatz zur durch Menschenhand errichteten Stadt, wodurch<br />

die göttliche Güte mit der menschlichen Fehlbarkeit kontrastiert wird. Die Stadt symbolisiert<br />

somit in der Literatur, wo sie häufig als Sinnbild der biblischen Städte Sodom und Gomorrha<br />

steht, die Verdorbenheit der urbanen Welt im Allgemeinen.<br />

405 Vgl. hierzu Knoepflmacher, Ulrich: „The Novel between City and Country“. In: Dyos, H.S./Wolff, Michael:<br />

The Victorian City. Images and Realities, Bd.II. London/Boston 1973, S. 517-537. Hier: S. 518 ff.<br />

Knoepflmacher nimmt vor allen Dingen Bezug auf Miltons „Paradise Lost“ und Bunyans „The Pilgrim’s<br />

Progress“.<br />

406 Vgl. hierzu den Eintrag „Romantik“ in Fabian, Bernhard (Hg.): Die englische Literatur. Band 1:<br />

Epochen/Formen. 2. Aufl., München 1994, S. 315-331. Hier: S. 319.

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