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Spiels genannt werden, einander entsprechen und ergänzen. Somit lässt sich aus den<br />

verschiedenen Definitionen eine Liste von typischen Merkmalen des Spiels erstellen. 38<br />

1. Grundsätzlich funktionieren Spiele nach dem Prinzip des „So-tun-als-ob“: Dabei nimmt<br />

der Spieler eine ihm fremde Rolle ein, durchlebt eine erdachte Situation und erfährt<br />

dadurch positive Emotionen. Motivation zu diesem Prozess ist dabei immer die Freude am<br />

Spiel selbst. 39<br />

2. Nach Balint 40 verlaufen viele Kinderspiele dreigliedrig und schaffen Vergnügungen, die<br />

mit Gleichgewichtsverlust verbunden sind und so bestimmte Formen von Angst auslösen.<br />

Diese werden jedoch mit Lust empfunden, da der Spieler gewiss sein kann, die Phase der<br />

Spannung durchzustehen und schließlich das am Anfang gestörte Gefühl der Geborgenheit<br />

wiederzuerlangen.<br />

3. Gespielt wird prinzipiell, um Spannung und Entspannung zu erleben, die nach Einsiedler<br />

in Bezug auf das Spiel zu den „positiven Emotionen“ gehören. Daneben besteht im Spiel<br />

eine interessante Ambivalenz zwischen Spannung und Entspannung. Während des Spieles<br />

entsteht eine starke Spannung, die in der Offenheit des Ausgangs begründet ist. Diese<br />

Spannung darf nicht zu groß werden oder zu lange andauern, da die Ambivalenz sonst<br />

aufgehoben würde und somit das Moment der Entspannung zu klein geworden wäre. Es<br />

entsteht eine sogenannte Binnenspannung, die auf der Spielkonstellation beruht und die<br />

einem ständigen Wechsel zwischen der Spannung und ihrer Auflösung unterliegt. In dem<br />

Moment, in dem die Ambivalenz in Eindeutigkeit übergeht, d.h., in dem das Spiel zu Ende<br />

geht oder aufgelöst wird, ist auch die Spannung beendet. 41*<br />

4. Um diese Ambivalenz, die als Grundstein der Spielfreude anzusehen ist, zu erreichen,<br />

muss es eine Begrenzung des Spielraumes geben, in dem sich die Binnenspannung<br />

entwickeln kann. Die Begrenzung besteht aus den vereinbarten Regeln, die eine<br />

Geschlossenheit des Spiels bewirken. Diese Geschlossenheit ist notwendig, da sich nur<br />

innerhalb ihrer Grenzen Spannung entwickeln kann. Die Spielregeln legen auch den<br />

fiktionalen „Spielplatz“ und die Konstellation der Kräfte fest. 42<br />

38<br />

Huizinga, Johan: Homo Ludens. Vom Ursprung der Kultur im Spiel. Hamburg 1956, S. 14-20.<br />

39<br />

Vgl. hierzu Einsiedler, Spiel, S. 13.<br />

40<br />

Balint, Michael: Angstlust und Regression. {Thrills and Regressions} 2. Aufl. Reinbek 1988.<br />

41<br />

Scheuerl, Hans: „Zur Begriffsbestimmung von ‘Spiel’ und ‘spielen’“. In: Röhrs, Hermann (Hg.): Das Spiel, S.<br />

41-51. Hier: S. 42.<br />

42 Scheuerl, „Begriffsbestimmung“, S. 43.

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