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der Kategorie „der Verlobte“ (M.I.13) - beide extrem stereotyp - werden mit weiblichen,<br />

stärker variierten Figuren aus der Kategorie „Lehrerin/Gouvernante“ (W.II.4) kombiniert.<br />

Dabei lassen sich in der männlichen Figurengruppe auch Kombinationen von verschiedenen<br />

männlichen Typen finden. So wird der naive junge Mann aus der Kategorie „schuldlos in ein<br />

Verbrechen verstrickt“ (M.I.7) zumeist Opfer eines perfiden Planes von „professionellen<br />

Verbrechern“ (M.I.1) 401 oder wird in ein Geschehen um Figuren aus der Kategorie „dunkle<br />

Vergangenheit/Kolonialthema“(M.I.8) 402 hineingezogen.<br />

Es lässt sich feststellen, dass es Kombinationen von verschiedenen Figurenkategorien gibt, die<br />

häufiger eingesetzt werden.<br />

Andere Figurengruppen werden nicht miteinander kombiniert. Der „Gothic villain“ taucht so<br />

beispielsweise in keiner Erzählung in Verbindung mit dem „unheimlichen Ausländer“ auf; das<br />

Motiv der „dunklen Vergangenheit“ oder der „böse Seemann“ wird nicht mit dem Typ der<br />

„Geliebten“ kombiniert. Dies beweist, dass bestimmte Figurentypen in bestimmten<br />

Erzählungen auftreten können; zu viele Bösewichte oder zu viele Motive wären einer<br />

Erzählung nicht zuträglich. Es darf nicht zu viele differente Figurentypen in der Kriminalstory<br />

als Kurzgeschichte geben, da innerhalb der Begrenztheit der kurzen Form nur ein gewisses<br />

Potenzial an Problematik aufgezeigt werden kann. Zu große Komplexität ist in der<br />

Detektivgeschichte nicht erwünscht: Mysteriöse männliche Typen werden nicht mit dubiosen<br />

Frauentypen kombiniert, da auch dadurch zu viel Material in einer Erzählung eingesetzt<br />

werden würde, was der Kurzform der Detektivgeschichte nicht entspräche: Die Story darf<br />

grundsätzlich nur um ein zentrales Motiv entwickelt werden.<br />

Weibliche Figurentypen, die im Vergleich zu männlichen Figuren ohnehin verhältnismäßig<br />

selten eingesetzt werden, schließen einander fast immer aus. Es ist kaum jemals mehr als ein<br />

einziger Frauentyp in den Stories zu finden. Die einzigen Ausnahmen stellen die Erzählungen<br />

„Lady Frances Carfax“ (4/6) und „Illustrious Client“ (5/1) dar, wo das Rätsel, um das sich die<br />

Story dreht, in der Kontrastierung von divergenten Frauentypen begründet liegt: die<br />

gutmütige, arglose Lady Carfax wird der skrupellosen Betrügerin Shlessinger und die feine<br />

Violet de Merville der wilden, leidenschaftlichen Kitty Winter gegenüber gestellt.<br />

Der Typ des solo villain, der durch die „bösen 5“ verkörpert wird, ist so prominent, dass<br />

neben ihm kein Raum für andere Figuren in den Stories ist. Neben der Thematisierung des<br />

Zweikampfes zwischen Holmes und dem jeweiligen Bösewicht gibt es nur in einer einzigen<br />

401<br />

„Five Orange Pips“ (1/5), „The Engineer’s Thumb“ (1/9), „Stockbroker’s Clerk“ (2/3), „Resident Patient“<br />

(2/8), „Greek Interpreter“ (2/9).<br />

402<br />

„Five Orange Pips“ (1/5), „Golden Pince-Nez“ (3/10), „Gloria Scott“ (2/4).

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