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108<br />

wurde 272 . „The sexual aspect of such relationships reveals contradictions between public<br />

morality and private behaviour, as well as the existence of double standards favouring men<br />

against women.“ 273 Weibliche Sexualität sollte der Ehe vorbehalten bleiben und lediglich zur<br />

Fortpflanzung praktiziert werden. 274 Die männliche Untreue galt als von der Ehefrau<br />

stillschweigend zu akzeptierendes Faktum, während sie selbst den gesellschaftlichen<br />

Moralvorstellungen nach treu und duldsam auf den Ehemann fixiert war. „Female chastity and<br />

fidelity constitutes acclaimed public truths, male indulgence and unfaithfulness commonplace<br />

private realities.“ 275<br />

Gelebte weibliche Sexualität wurde durchaus als Perversion betrachtet. Viele pseudo-<br />

wissenschaftliche Abhandlungen verfochten die Asexualität der Frau. So führte z.B. William<br />

Acton als Begründung für seine Theorien zur Passivität der Frau das Liebesleben der<br />

Glühwürmchen an. 276 Diese und andere absurde Abhandlungen propagierten weiterhin die<br />

Frau als untergeordnetes, passives Instrument der männlichen Lust. Nach Schmidt liegt die<br />

Degradierung der Frau vor allem darin begründet, dass weibliche Sexualität als<br />

verdammenswertes, zu unterdrückendes Übel betrachtet wurde. Ausgehend vom Paradies-<br />

Mythos wurde der Frau die Schuld an der Vertreibung aus dem Paradies zugewiesen -<br />

weibliche sexuelle Aktivität steht somit für Unheil und Bedrohung. 277<br />

Aus diesem Grunde ist lange Zeit in der Literatur die ‘gute Frau’ sexuell enthaltsam und<br />

passiv. Auf Grund der Annahme, dass die Libido der Frau etwas Unnatürliches ist,<br />

manifestiert sich in der viktorianischen Literatur das Bild der Frau, deren sexuelle<br />

Aggressivität letztlich in den Wahnsinn führt 278 oder aber zur kriminellen Begierde<br />

pervertiert 279 . *<br />

Auch Conan Doyle bedient sich dieses Frauenbildes, indem er die Bedrohung durch eine<br />

ehemalige Geliebte als Motiv einsetzt. In den Sherlock-Holmes-Stories wird streng nach<br />

‘guten’ englischen Frauenfiguren - wie beispielsweise der Gouvernante - und den<br />

leidenschaftlichen Südländerinnen unterschieden, die allesamt den Typ der Geliebten<br />

272 Schabert, Ina: Englische Literaturgeschichte. Eine Darstellung aus der Sicht der Geschlechterforschung. S.<br />

525.<br />

273 Hoppen, Mid-Victorian Generation, S. 322.<br />

274 Calder, Women and Marriage, S. 88.<br />

275 Hoppen, Mid-Victorian Generation, S. 322.<br />

276 Vgl. Schabert, Literaturgeschichte, S. 525.<br />

277 Vgl. Schmidt, Jungfrau, S. 112.<br />

278 Vgl. Schabert, Literaturgeschichte, S. 528.<br />

279 Ibid., S. 536.

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