03.01.2013 Aufrufe

Seite - RWTH Aachen University

Seite - RWTH Aachen University

Seite - RWTH Aachen University

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

219<br />

red herrings der Blick des Lesers vom wahren Sachverhalt abgelenkt werden soll, wie z.B. in<br />

„Reigate Squires“ (2/6).<br />

Conan Doyle behält das Grundinventar der clues und red herrings von Beginn seines Wirkens<br />

bis zum Ende bei; dabei lassen sich außergewöhnliche Variationen der beiden Kategorien in<br />

gleichem Maße sowohl im ersten als auch im letzten Erzählband finden. Das bedeutet, dass<br />

Conan Doyle grundsätzlich das Variationsschema durchgängig einhält und nur selten<br />

atypische Varianten von clues und red herrings einsetzt. Die Hinweise und falschen Fährten<br />

werden im Verlauf der Zeit nicht ungewöhnlicher oder irregulärer.<br />

In Bezug auf die Irreführung des Lesers durch trügerische Figurenpräsentation, die sogenannte<br />

misdirection, konnte festgestellt werden, dass Conan Doyle eher selten auf diese Methode<br />

zurückgreift. Misdirection wird ausschließlich in Verbindung mit clues eingesetzt: Es liegt<br />

keine Erzählung vor, in der der Leser nur durch sie in die Irre geführt werden soll. Dies<br />

bedeutet, dass Conan Doyle die irreführende Figurenzeichnung nur zur Unterstützung seines<br />

Rätselkonstrukts gebraucht, sie aber nicht als eigenständiges Variationsprinzip einsetzt. Auch<br />

red herrings treten nie ohne die gleichzeitige Verwendung von clues auf, was darin begründet<br />

liegt, dass falsche Hinweise nicht gegeben werden dürfen, ohne gleichzeitig den wahren<br />

Sachverhalt durch clues anzudeuten, da dies gegen das Prinzip der „Fairness“ gegenüber dem<br />

Leser verstoßen würde und dieser die Lust am Rätselspiel schnell verlieren würde. Nur in<br />

wenigen Fällen werden weder falsche noch richtige Hinweise gegeben; dies ist nur dann der<br />

Fall, wenn der Täter bekannt ist und Holmes ihm die Tat nur noch nachweisen muss. 604<br />

Conan Doyle spielt mit verschiedenen Formen der Rätselkonstruktion. In 26 Fällen dienen<br />

dazu ausschließlich clues. Bei Kombinationen mit red herrings und misdirection, den<br />

Elementen der Rätselverschleierung, stellen die clues eine feste Größe dar, die entweder im<br />

Wechsel mit den Irreführungselementen oder aber auch gemeinsam mit beiden auftreten.<br />

Dabei bleibt das Verhältnis vom ersten bis zum letzten Erzählband hin durchweg konstant, die<br />

drei Elemente werden immer in gleichem Maße miteinander kombiniert. Es lässt sich also<br />

festhalten, dass hier die Variabilität der drei Elemente in ihrer Kombination vom ersten bis<br />

zum letzten Band gleich bleibt; d.h., dass Conan Doyle im Verlauf der Zeit nicht etwa<br />

experimentiert und in den letzten Bänden häufiger misdirection einsetzt, sondern stetig ein<br />

gleichmäßiges Variationsprinzip beibehält.<br />

604 „Scandal in Bohemia“ (1/1), „Charles Augustus Milverton“ (3/7), „Mazarin Stone“ (5/3).

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!