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In anderen Stories wird eine besonders geruhsame, von Aufregung und Verbrechen sicher<br />

scheinende Lebenswelt durch ein Vergehen aus den Fugen gebracht, wie z.B. das Schul- oder<br />

Universitätsleben. Gerade in diesen vergeistigten Milieus wirkt Holmes’ Aufklärung des<br />

Falles besonders befreiend - der Meisterdetektiv stellt die friedliche Atmosphäre des<br />

Lebenskreises letztlich immer wieder her.<br />

3.2.1.3 Art des Auftrags/Delikt<br />

Schon vor der Analyse der 56 Sherlock-Holmes-Stories wurde in Bezug auf die Art des<br />

Auftrags zwischen Rätsel und Verbrechen unterschieden. 468 Dabei wurde festgestellt, dass ein<br />

Rätsel in den Sherlock-Holmes-Geschichten dann vorliegt, wenn als Ausgangspunkt der Story<br />

kein Verbrechen, sondern einfach ein zwischenmenschliches Problem oder ein mysteriöses<br />

Ereignis vorliegt. Oftmals wird jedoch schon bald evident, dass das Rätsel nur Teil eines sehr<br />

viel schwerwiegenderen Problems, zumeist eines Verbrechens, ist. So besteht ein Großteil der<br />

Stories aus einer Mischform von Rätsel- und Verbrechensaufklärung. Natürlich steht in vielen<br />

Fällen von Anfang an ein Verbrechen im Mittelpunkt der Ermittlungen. Eher selten sind die<br />

Fälle, in denen Holmes gebeten wird, als Mittelsmann zu fungieren, um einen Klienten aus<br />

einer Notlage zu befreien, und fast ebenso rar sind die Fälle, in denen Holmes nur ein Rätsel,<br />

aber kein Verbrechen aufklären muss.<br />

Vor der präzisen Darstellung der verschiedenen Rätsel- und Kriminalfälle ist es interessant,<br />

einen Blick auf die Verbrechen im viktorianischen England zu werfen, da sich viele der<br />

zeittypischen Delikte auch in den Sherlock-Holmes-Stories wiederfinden lassen.<br />

Im Jahr 1825 stellte Sir Robert Peel, Begründer der Metropolitan Police, fest, dass 6/7 aller in<br />

England begangenen Verbrechen Diebstähle waren. 469 Diebstahl blieb durch das ganze<br />

Jahrhundert hindurch eines der am häufigsten begangenen Delikte. Dabei stammten die<br />

meisten Verbrecher aus den ärmeren Gesellschaftsschichten, weshalb Kriminalität lange als<br />

„class problem“ angesehen wurde. 470 Somit galten Kriminelle aus den höheren Klassen als<br />

abnorme „rotten apples“ 471 ihrer Schicht.<br />

468 Vgl. hierzu Kap.2.3.4.<br />

469 Emsley, Clive: Crime and Society in England 1750-1900. London/New York 1987, S. 48.<br />

470 Ibid., S. 49.<br />

471 Ibid.

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