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Konstruktion gleich mehrere Fragen aufgeworfen, nämlich nicht nur, wer das Verbrechen<br />

begangen hat, sondern auch, was geschehen ist und wie die rätselhaften Vorgänge in<br />

Verbindung mit einem Verbrechen stehen.<br />

Als Beispiel lässt sich die Erzählung „Solitary Cyclist“ (3/4) anführen, in der Holmes die<br />

verschiedenen rätselhaften Vorgänge, die die junge Violet Smith an ihrem neuen Wohnort<br />

beobachtet, aufzuklären versucht; dabei stellt sich letztlich heraus, dass diese Rätsel nur<br />

Auswirkungen des geplanten Verbrechens, der erzwungenen Heirat, sind.<br />

In Bezug auf Geschichten, die sowohl ein Rätsel als auch ein Verbrechen beinhalten, lässt sich<br />

somit eine sehr viel komplexere Verrätselung der Ereignisse feststellen als bei einem<br />

„einfachen“ Verbrechen, wie z.B. bei einem Diebstahl, wie in „Beryl Coronet“ (1/11). Denn<br />

durch die Verbindung von Rätsel und Verbrechen sind die Geschichten immer weitaus<br />

mysteriöser und spannungsgeladener als andere. Dabei wird in den Erzählungen, die auf einer<br />

Rätsel/Verbrechen-Konstruktion beruhen, zuerst immer das rätselhafte Ereignis eingeführt,<br />

das mehr und mehr an Mysteriosität zunimmt, bis es entweder in einem Verbrechen gipfelt<br />

(wie z.B. in „Solitary Cyclist“) oder aber von Holmes in einem entscheidenden Moment<br />

gelöst wird, woraufhin er das geplante Verbrechen in letzter Sekunde verhindern kann (z.B. in<br />

„Red-Headed League“ (1/2)).<br />

Neben diesen Aufträgen gibt es bei der Aufklärung auch Rätsel und Verbrechen, die in keine<br />

der oben genannten Kategorien einzuordnen sind und somit außergewöhnliche Fälle<br />

darstellen. Dazu gehören der vermeintliche Mord an Colonel Barclay in „Crooked Man“ (2/7),<br />

der sich letztlich als Unfall herausstellt, der vorgetäuschte Mord in „Norwood Builder“ (3/2)<br />

und der mysteriöse Todesfall durch eine giftige Krake in „Lion’s Mane“ (5/9). In allen drei<br />

Fällen scheint von Anfang an ein Mord begangen worden zu sein, und alle Spuren weisen auf<br />

eine bestimmte Person in der Geschichte hin. Erst im Aufklärungsmoment, wenn Holmes<br />

durch einen Trick die wahren Geschehnisse rekonstruiert, kommt die Wahrheit ans Licht: In<br />

keinem der Fälle wurde, wie es zu Anfang schien, ein Mord verübt. In allen diesen Fällen<br />

wirkt die Aufklärung auf den Leser ganz besonders überraschend. Außergewöhnlich ist auch<br />

Holmes’ Selbstmord in „Final Case“ (2/11), bei dem er den perfiden Bösewicht Moriarty mit<br />

sich in die Tiefe reißt. Dabei wird die Tat jedoch bei Holmes’ Rückkehr in „Empty House“<br />

(3/1) als Trick von Holmes dargestellt, der den Suizid nur inszeniert hat.<br />

Eine Besonderheit stellt die Erzählung „Veiled Lodger“ (5/10) dar. Hier wird das Schema der<br />

Sherlock-Holmes-Stories ganz und gar durchbrochen: In der Geschichte liegt weder ein Rätsel<br />

noch ein Verbrechen vor. Eugenia Ronder will aber vor ihrem geplanten Selbstmord ein

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