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130<br />

Ihr Ungehorsam und ihre Auflehnung gegen den Vater wird damit begründet, dass sie ein<br />

fanatisches Wesen besitzt und somit nicht Herrin ihrer selbst sein kann: „She is beautiful, but<br />

with the ethereal other-world beauty of some fanatic whose thoughts are set on high.“ 356 Auch<br />

sie braucht somit eine starke - natürlich männliche - Hand, die sie leiten und führen muss.<br />

Letztlich wird der leidige Zwischenfall mit Gruner von ihrem Vater vertuscht, der das „lust<br />

diary“ Gruners vernichtet, somit zum Retter des eigenen Haushalts wird und heldenhaft das<br />

familiäre Glück verteidigt:<br />

I do not know how the incriminating book was used. Sir James may have managed it. Or it is more probable that<br />

so delicate a task was entrusted to the young lady’s father. The effect, at any rate, was all that could be desired.<br />

Three days later appeared a paragraph in The Morning Post to say that the marriage between Baron Adelbert<br />

Gruner and Miss Violet de Merville would not take place. 357<br />

Somit dient das subversive Potenzial der Figur der Violet de Merville letztlich nur zur<br />

Stärkung der patriarchalischen Ordnung.des väterlichen Hauhalts: Der Vater als Herr im Haus<br />

hat immer Recht.<br />

Atypische weibliche Figuren, die nicht als Gegenkonstrukt zu den Typen entwickelt<br />

werden<br />

Eine der ungewöhnlichsten Frauenfiguren in den Sherlock-Holmes-Stories ist die<br />

verführerische Isadora Klein aus der Erzählung „Three Gables“ (5/4). Isadora Klein lässt eine<br />

Verbrecherbande für sich arbeiten, um an ein kompromittierendes Manuskript zu kommen.<br />

Als Spanierin entspricht sie dem von Conan Doyle eingeführten Bild der verführerischen,<br />

leidenschaftlichen Südländerin. Obwohl sie in vielerlei Hinsicht der typischen „Geliebten”<br />

entspricht, wird ihre Figur jedoch so umfassend ausgestaltet, dass sie als einzigartig bewertet<br />

werden muss.<br />

Bezeichnenderweise werden alle ihre Verhaltensweisen, die für einen Mann durchaus als<br />

annehmbar gelten, als negativ gewertet. So vereinigt Isadora Klein in ihrer Figur alle<br />

viktorianischen Untugenden einer Frau: Sie lebt nach dem Tode ihres Mannes offen ihre<br />

Sexualität aus und hat nicht nur einen, sondern verschiedene Geliebte: „Then there was an<br />

interval of adventure when she pleased her own tastes. She had several lovers [...]“. 358<br />

Unterschwellig beanstandet Holmes auch ihre Ehe mit einem sehr viel älteren, reichen Mann,<br />

356<br />

„Illustrious Client“ (5/1), S. 22.<br />

357<br />

Ibid. S. 36<br />

358<br />

„Three Gables“ (5/4), S. 92.

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