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6. Altenbericht

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Popularität von Alters-Ratgebern verweist vor allem auf zwei Aspekte der Multioptionsgesellschaft:<br />

1. auf die Vielfalt und Diversität von Optionen, über die sich ein interessiertes Publikum<br />

Überblick verschaffen möchte. Dazu ist es insbesondere auch deswegen herausgefordert,<br />

weil sich Normen und Rollenmuster des Alterns ständig verschieben und verändern;<br />

2. auf Verunsicherungen und Überforderungen, die durch die Erwartung entstehen, das<br />

eigene Leben im Alter bewusst zu gestalten.<br />

Populäre Alters-Ratgeber bieten Orientierungshilfen für breite Bevölkerungskreise und<br />

verschiedene Altersgruppen (ab 40 Jahren) an. Sie tun das, indem sie einerseits Experten-<br />

und Expertinnenwissen für Laien verständlich aufbereiten, andererseits Wissensbestände<br />

und Handlungskompetenzen aufgreifen, wie sie in der Alltagswelt selbst hervorgebracht<br />

und gebraucht werden. Populäre Alters-Ratgeber gewinnen ihre Attraktivität also<br />

vor allem daraus, dass sie konkrete Lebensumstände und Lebensschicksale thematisieren<br />

und dass sie wissenschaftliche Erkenntnisse und alltägliche Erfahrungen aufeinander<br />

abstimmen. Sie bieten Orientierung und Lebenshilfe für das Alltagshandeln an, indem sie<br />

von naheliegenden Bedürfnissen oder Irritationen ausgehen, um darauf bezogen Wissen<br />

zu filtern, zu ordnen und zuzuspitzen.<br />

Die Qualität populärer Alters-Ratgeber lässt vielfach zu wünschen übrig, zugleich aber<br />

gibt es durchaus erfreuliche Beispiele. Viele Ratschläge laufen auf ein Standardprogramm<br />

hinaus: auf Fitness als Universalnenner des flexiblen Menschen unter den Bedingungen<br />

globaler Beschleunigung. Besonders problematisch erscheinen die so genannten Anti-<br />

Aging-Ratgeber, die oft mit zweifelhaften Rezepten aufwarten und kommerziell ausgerichtet<br />

sind. Solche Ratgeber folgen durchweg einem Defizit-Modell des Alterns, ja sie implizieren<br />

ein sogar extrem negatives Altersbild (Wooßmann 2007; Otto 2009). Schon die<br />

Themenstellung „Anti-Aging“ zeigt diese Richtung an: Altern als Prozess, dem entgegenzutreten<br />

ist, der eine Antihaltung erfordert. In den meisten dieser Ratgeber gilt das Jugend-Paradigma<br />

geradezu imperativ. Das wird unmissverständlich klar an Buchtiteln wie<br />

„Jung bleiben!“, „Erfolgreiche Strategien zum Jungbleiben“, „Tao der Jugend – Das westöstliche<br />

Verjüngungs-Programm“ und dergleichen mehr.<br />

Solche Alters-Ratgeber stellen „falsche“ oder „schiefe Fragen“ (Gadamer 1960: 346).<br />

Denn sie fragen nach kaum mehr als nach einem erträglichen Zurechtkommen mit dem<br />

Alter. Und sie verstehen diesen modus vivendi in der Hauptsache als einen beständigen<br />

Kampf darum, einigermaßen jung auszusehen, fit zu bleiben, nur nicht nachzulassen. Es<br />

handelt sich um eine „falsche“ Themenstellung, insofern es solchen Ratgebern nicht um<br />

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