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6. Altenbericht

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ung des Wettbewerbsumfelds – auch gefährdet sein kann. Überdies greift der Gesetzgeber<br />

mit anderer Qualität als früher in die Tarifautonomie ein. So gilt heute: Die Tarifautonomie<br />

befindet sich an einer wichtigen Wegmarke, denn auf der einen Seite sind die Modernisierungsanstrengungen<br />

und Modernisierungserfolge durch eine kontrollierte Öffnung<br />

zur betrieblichen Ebene beachtlich und beweisen die Zukunftsfähigkeit des Systems. Auf<br />

der anderen Seite drohen aus den genannten Gründen ebenso beachtliche Belastungen<br />

und Verwerfungen. Für die Überlegungen der Kommission wird dessen ungeachtet von<br />

der großen Gestaltungswirkung des Flächentarifvertrags ausgegangen. Gerade bei Fragen<br />

des demografischen Wandels dürften die Antworten der Sozialpartner weit über den<br />

direkt tarifgebundenen Bereich hinaus Orientierungskraft entfalten.<br />

Der Rückblick auf die Arbeitsmarktpolitik für ältere Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen<br />

(Abschnitt <strong>6.</strong>1.2) hat gezeigt, wie in den 1980er Jahren die Frühverrentung zu einem akzeptierten<br />

Regulierungsinstrument am Arbeitsmarkt wurde und wie dies von allen Beteiligten<br />

getragen wurde. Die Sozialpartner haben – wenn auch aus unterschiedlichen Motiven<br />

und Interessenlagen – im Konsens gehandelt und die Angebote der Politik gern angenommen.<br />

Dass mit der Frühverrentung zugleich ein defizitorientiertes Altersbild befördert<br />

wurde, war dabei kein Thema. Dieser Konsens galt bis vor kurzem. Der demografische<br />

Wandel trifft die Unternehmen aber seit einigen Jahren spürbar über den Fachkräftemangel<br />

und berührt sie nicht mehr nur indirekt über die Finanzierungsprobleme der Sozialversicherung.<br />

Damit ist – allerdings erst seit kurzem – eine Interessendifferenzierung bei den<br />

Sozialpartnern entstanden, die zugleich unterschiedliche Ansprüche an die tarifpolitische<br />

Gestaltung begründet. Die Korrektur der Frühverrentungspolitik trifft allein deshalb auf<br />

größere Schwierigkeiten: Sie findet nicht mehr im großen Konsens statt, sondern bringt<br />

die Politik, die auf die Finanzierbarkeit der Sozialsysteme gerichtet ist, und Unternehmen,<br />

die auf eine wettbewerbsfähige Mitarbeiterschaft achten, in einen Gegensatz zu (einigen)<br />

Gewerkschaften und Beschäftigten, die die Frühverrentung immer noch als soziale Errungenschaft<br />

bewerten und die Chancen eines längeren Lebens nicht in der Erwerbstätigkeit<br />

erfüllt sehen. In dem von der Kommission durchgeführten Workshop mit Personalverantwortlichen<br />

großer Unternehmen ist die darauf bezogene Anspruchshaltung der Arbeitnehmer<br />

und Arbeitnehmerinnen deutlich benannt worden.<br />

Der lange währende Frühverrentungskonsens wurde weder durch die optimistisch stimmenden<br />

Erkenntnisse der Psychogerontologie über die Potenziale des Alters (beispielhaft<br />

dargelegt im Fünften <strong>Altenbericht</strong>) noch durch die erheblichen gesamtwirtschaftlichen<br />

Kosten getrübt. Um den eigentlich seit langem bestehenden Druck zur Revision der Frühverrentung<br />

– und damit die Chance auf ein reformiertes Altersbild – zu erfassen, werden<br />

die gesamtwirtschaftlichen Kosten der im Jahr 1996 eingeführten Altersteilzeit, des ver-<br />

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