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6. Altenbericht

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sen, die Kette von Unwissenheit und Gier zu durchbrechen, aus dem Kreislauf der<br />

Wiedergeburten zu entkommen und ins Nirvana einzugehen.<br />

- In eher traditionellen afrikanischen und asiatischen Religionen ist das Alter ein vom<br />

übrigen Lebenslauf abgetrenntes Stadium mit einer durchlässigen Grenze zur Welt<br />

der Ahnen. Die Alten leisten geradezu Vermittlungsarbeit mit ihnen und erfreuen sich<br />

deshalb großer Wertschätzung.<br />

„Allen religiösen Traditionen ist gemeinsam, dass sie dem Alter einen besonderen Status<br />

zuweisen, dessen Qualität sich aus der Nähe zur Schwelle des Todes zu bestimmen<br />

scheint. […] Das Besondere des Alters besteht in der Beziehung zum Jenseits seiner<br />

selbst.“ Es verdankt sich diesem Grenzcharakter, seiner „Liminalität“ (Hock 2009: 168)<br />

und hat gerade in dieser Hinsicht große Bedeutung für die Nachwachsenden. Die Älteren<br />

sind und waren schon immer das kollektive Gedächtnis. Vor diesem Hintergrund wird umso<br />

eindringlicher deutlich, welchen Verlust eine ganze Generation von Juden aufgrund<br />

des Holocaust erleiden muss(te). Das kollektive Gedächtnis der Vorgänger fehlt auch der<br />

alt gewordenen ersten Generation der muslimischen Einwanderer nach Deutschland: Im<br />

„Niemandsland“ zwischen Dortmund und Anatolien hängen geblieben, kommen Angehörige<br />

dieser Generation heute oft nur schwer zurecht und leiden nicht selten unter Depressionen.<br />

Ihnen gilt Respekt und Hochachtung.<br />

12.3 Religiosität und Alter als Thema der Wissenschaft<br />

Fragt man nach wissenschaftlichen Wirkungsanalysen des Zusammenhangs von Religiosität<br />

und Alter, so findet sich bisher in Deutschland ein noch nicht allzu weit bearbeitetes<br />

Feld. Eine Religionsgerontologie oder eine „religiöse Gerontologie“ ist noch in der Entwicklung<br />

begriffen (Kunz 2009). Ihr Thema ist die kritische Analyse der Funktionsweise<br />

von Religion als Ressource eines guten oder „gelingenden“ Lebens im Alter. Es gibt Hinweise<br />

darauf, dass positive Gottesbilder heilende Wirkungen haben und dass man von<br />

einer gesundheitsförderlichen Wirkung von Religion sprechen kann – allerdings nur dann,<br />

wenn sie als intrinsisch verankerter Teil der Lebenswelt und nicht nur als äußerlich zu<br />

erfüllende Norm erlebt wird. So kann man auch begründet vermuten, dass religiöse Einstellungen<br />

beziehungsweise der christliche Glaube insbesondere mit Blick auf das hohe<br />

Alter und das beständige Näherkommen des Lebensendes Deutungsmuster beinhalten,<br />

die helfen können, die Situation der Endlichkeit anzunehmen und sie für sich als etwas zu<br />

akzeptieren, das zur Bestimmung des Menschen dazugehört. In einer religiösen Perspektive<br />

kann die Situation des Älterwerdens und insbesondere des hohen Alters als ein Weg<br />

der Verzauberung, der Vollendung oder vielleicht sogar der Erlösung des Lebens aufgefasst<br />

werden. Insofern lassen sich tragfähige Vermutungen über Querbeziehungen zwi-<br />

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