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6. Altenbericht

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Das Wissen um Grenzen des Alters erweist sich für die Gestaltung des eigenen Alternsprozesses<br />

ebenfalls in dreifacher Hinsicht als bedeutsam: erstens im Sinne einer Sensibilisierung<br />

für die Notwendigkeit, nicht mehr realisierbare Ziele aufzugeben und unabänderliche<br />

Einbußen, Einschränkungen und Abhängigkeiten bewusst anzunehmen. Zweitens im<br />

Sinne der Möglichkeit, sich an Vorbildern gelingender Auseinandersetzung mit solchen<br />

Grenzen zu orientieren, und drittens im Sinne des Werdens zu sich selbst, das durch das<br />

Aufgreifen der verbleibenden Möglichkeiten persönlich sinnerfüllter Lebensgestaltung bei<br />

bewusster Annahme der Entwicklungsgrenzen gekennzeichnet ist.<br />

Hier sind Forschungsarbeiten zur psychischen Entwicklung wichtig, die aufzeigen, dass<br />

die subjektiv wahrgenommene Kontrolle über Entwicklungsprozesse Einfluss auf deren<br />

Verlauf ausübt. Dies heißt: Jene Menschen, bei denen die Überzeugung besteht, auch im<br />

Alter Entwicklungsprozesse positiv gestalten zu können, sind eher in der Lage, Potenziale<br />

des Alters bei sich selbst zu erkennen und zu verwirklichen.<br />

Diese subjektiven Kontrollüberzeugungen sind auch von zentraler Bedeutung für den<br />

Umgang des Menschen mit Grenzen des eigenen Lebens. Kontrolle meint hier nicht, dass<br />

eingetretene Grenzen geleugnet würden, sie meint vielmehr die Überzeugung des Menschen,<br />

im Angesicht von Grenzen Handlungsstrategien einsetzen zu können, mit Hilfe<br />

derer es eher gelingt, in Grenzsituationen eine tragfähige Lebensperspektive aufrechtzuerhalten.<br />

Dass dies nicht wenigen älteren Menschen gelingt, zeigt die Tatsache, dass<br />

die Lebenszufriedenheitswerte im hohen Lebensalter im Durchschnitt nicht niedriger sind<br />

als in früheren Lebensaltern (Smith u. a. 1996).<br />

Die subjektive Wahrnehmung des eigenen Alternsprozesses konnte in empirischen Untersuchungen<br />

als bedeutsamer Einflussfaktor des subjektiven Wohlbefindens und der<br />

persönlichen Bemühungen um Erhaltung von Gesundheit und Kompetenz identifiziert<br />

werden. Des Weiteren konnte nachgewiesen werden, dass eine positive Einschätzung<br />

des eigenen Alternsprozesses – übrigens unabhängig vom objektiven Gesundheitszustand<br />

und von sozialer Schicht – zu einer höheren Lebenserwartung beiträgt (Levy, Slade<br />

und Kasl 2002).<br />

15.4 Altersbilder und Grenzsituationen<br />

Natürlich konfrontiert der Alternsprozess auch unabhängig von Altersbildern mit Grenzsituationen.<br />

Solche Grenzsituationen sind untrennbar mit dem menschlichen Leben verbunden.<br />

Ältere Menschen sind häufiger mit Grenzen konfrontiert als jüngere Menschen,<br />

sie verfügen vielfach über Erfahrungen im Umgang mit derartigen Grenzen. Die Konfron-<br />

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