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6. Altenbericht

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13 Altersbilder in der Politik<br />

Altersbilder spielen im politischen Raum in mehrfacher Hinsicht eine wichtige Rolle. Zum<br />

einen üben die individuellen Altersbilder von Politikern und Politikerinnen großen Einfluss<br />

darauf aus, inwieweit sie die politische Mitverantwortung für gelingendes Alter wahrnehmen<br />

und ältere Menschen als eine bedeutsame Zielgruppe politischer Konzepte anerkennen.<br />

Manchmal spielen sehr persönliche Erfahrungen – zum Beispiel in der eigenen Familie<br />

oder im Freundeskreis – eine große Rolle dafür, inwiefern politische Entscheidungsträger<br />

für bestimmte Aspekte des Alters sensibilisiert werden. Dabei können hier möglicherweise<br />

auch einseitige Akzentsetzungen die Folge sein.<br />

Darüber hinaus sind diese Altersbilder bedeutsam für die Art und Weise, wie Alter im politischen<br />

Diskurs thematisiert und wie ältere Menschen angesprochen werden. Verallgemeinerungen<br />

eines spezifischen Altersbildes tragen durchaus dazu bei, dass Potenziale<br />

und Risiken des Alters nicht ausreichend differenziert wahrgenommen werden und notwendige<br />

politische Entscheidungen unterbleiben. So besteht etwa die Gefahr, dass die<br />

soziale Ungleichheit im Alter angesichts öffentlicher Diskussionen über die „Wirtschaftskraft<br />

Alter“ nicht als Problem erkannt wird. Genauso besteht die Gefahr, dass die im hohen<br />

Alter zunehmende Verletzlichkeit in der Weise akzentuiert wird, dass das hohe Alter<br />

generell mit Hilfe- oder sogar mit Pflegebedürftigkeit assoziiert wird. In dem Maße, in dem<br />

sich der politische Diskurs von differenzierten Altersbildern leiten lässt, ist sichergestellt,<br />

dass die Vielfalt des Alters als eine zentrale Grundlage politischen Handelns erkannt wird<br />

und entsprechend differenzierte politische Konzepte entwickelt werden.<br />

13.1 Ein Gedankenexperiment<br />

Die Kommission möchte ihren Überlegungen und Empfehlungen zu Altersbildern in der<br />

Politik ein Gedankenexperiment voranstellen:<br />

Alle Mitglieder der Bundesregierung (oder einer Landesregierung) kommen zu einer zweitägigen<br />

Klausur zusammen. Dabei legt sich über sie das, was der Philosoph John Rawls<br />

(1975) als „Schleier des Nichtwissens“ bezeichnet hat: Die einzelnen Regierungsmitglieder<br />

wissen nichts mehr über ihren eigenen gesellschaftlichen Status, über ihr Einkommen,<br />

über ihr materielles und immaterielles Vermögen, über ihre persönlichen Ziele, ihre Vorlieben.<br />

Ohne Kenntnis ihrer aktuellen und zukünftigen sozialen Situation diskutieren sie<br />

mit größtmöglicher Offenheit und dem größtmöglichen gegenseitigen Respekt die folgenden<br />

Fragen: Wie stellen wir uns unser eigenes Alter vor? Inwieweit erwarten wir, dass<br />

Gesellschaft und Politik Verantwortung für gelingendes Alter übernehmen? Auf der<br />

Grundlage der Antworten, die auf diese beiden Fragen gegeben werden, werden dann<br />

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