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6. Altenbericht

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sondern Solidarität bedeutet auch Verbundenheit der Alten mit den Jungen“ (VDB 101:<br />

1874). Im März 1982 bezeichnete der Abgeordnete Westphal (SPD) in der Debatte zum<br />

Beschäftigungsförderungsgesetz das frühere Ausscheiden aus dem Erwerbsleben als<br />

„eine sehr humane Antwort“ auf die Massenarbeitslosigkeit (VDB 121: 5726). Ein anderer<br />

Abgeordneter wollte damit die älteren Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen „vor einem<br />

würdelosen Leben zwischen der Arbeitslosigkeit und dem Ruhestand“ schützen (VDB<br />

126: 3520). Als der Bundestag Ende 1991 über die Verlängerung des Altersübergangsgeldes<br />

debattierte, sagte Arbeitsminister Norbert Blüm (CDU/CSU): „Mit dieser Verlängerung<br />

ersparen wir 50.000 Arbeitnehmern, in die Rente ohne den Umweg über Arbeitslosigkeit<br />

zu gehen. […] wenn ich vor der Wahl stehe, einem 55-Jährigen Altersübergangsgeld<br />

oder einem 20-Jährigen Arbeitslosengeld zu zahlen, dann entscheide ich mich dafür,<br />

lieber dem 55-Jährigen Altersübergangsgeld als dem 20-Jährigen Arbeitslosengeld zu<br />

zahlen. […] Für die Älteren ist es schwerer, sich umzustellen“ (VDB 159: 5750).<br />

Diese Argumente wurden seit 1984 mit dem Hinweis auf die besonderen Verdienste der<br />

älteren Generation und Erkenntnisse der Gerontologen und Gerontologinnen zu einem<br />

neuen Altersbild verbunden. Es war Arbeitsminister Blüm, der im Parlament dieses Bild<br />

erstmals vorstellte, das in der Folgezeit von immer mehr Abgeordneten aufgegriffen und<br />

verfeinert wurde, unter anderem in Bezug auf die vier Jahre später eingeführten Altersteilzeit<br />

(VDB 147: 8248). In der Debatte zum Entwurf des Gesetzes zur Erleichterung des<br />

Übergangs vom Arbeitsleben in den Ruhestand führte Blüm im Januar 1984 aus: „Die<br />

Vorruhestandsregelung ist Ausdruck der Generationensolidarität. […] Der Ältere, der geht,<br />

macht einen Arbeitsplatz für einen Jüngeren frei. […] In diese Generationensolidarität […]<br />

ist auch eine Anerkennung und eine Wiedergutmachung für eine Generation eingebaut,<br />

welche die schwersten Lasten dieses Jahrhunderts getragen hat. […] Das sind die Menschen,<br />

die in der Massenarbeitslosigkeit der zwanziger Jahre ihre Kindheit verbracht haben.<br />

[…] Das sind die Jugendlichen, die in den Luftschutzbunkern und Kellern die Bombennächte<br />

des Zweiten Weltkrieges erlebt haben. Das sind die jungen Männer und Frauen,<br />

die nach dem Krieg den Schutt weggeschaufelt haben und […] das Wirtschaftswunder<br />

vollbracht haben. Ich finde, es ist auch ein Stück Anerkennung und Wiedergutmachung,<br />

wenn wir ihnen sagen: Lasst sie in Ruhe gehen, wenn sie wollen. Sie haben es verdient“<br />

(VDB 126: 3454).<br />

Gleichzeitig aber forderte der Minister ausdrücklich eine Neubewertung des Alters als<br />

einen „Lebensabschnitt mit eigenem Recht und eigener Würde“. Wörtlich: „Vielleicht führt<br />

der von uns im Gesetzentwurf gewählte Begriff Ruhestand für diese Lebensepoche in die<br />

Irre. Alter ist kein Zustand der Arbeitslosigkeit und der passiven Ruhe. […] Das Alter<br />

könnte ein Vehikel sein, über das die ehrenamtliche Arbeit wieder neues Prestige und<br />

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