20.07.2013 Aufrufe

6. Altenbericht

6. Altenbericht

6. Altenbericht

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

von den Parlamentariern und Parlamentarierinnen benutzten Argumente und Bilder gehen<br />

zudem ein in die Seniorenpolitik der Länder und Kommunen. Über sechs Jahrzehnte hinweg<br />

haben die Abgeordneten im Deutschen Bundestag das Alter aus wechselnder Perspektive<br />

immer wieder thematisiert und je nach Problem- und parteipolitischer Interessenlage<br />

unterschiedliche Bilder vom Alter entworfen oder taktisch genutzt. Sie haben im Zusammenhang<br />

mit der finanziellen Ausgestaltung des Ruhestandes den alten Menschen<br />

andere Merkmale zugeordnet als in den Debatten zur Lösung der Massenarbeitslosigkeit<br />

und Generationengerechtigkeit. Sie haben im Laufe der Jahrzehnte aber auch gelernt,<br />

das Alter differenzierter wahrzunehmen, als sie dies noch in den 1950er Jahren angesichts<br />

der überall greifbaren Not der Rentner taten.<br />

Den folgenden Ausführungen liegt eine Analyse sämtlicher Debatten des Deutschen Bundestags<br />

zur Sozial-, Gesundheits-, Arbeitsmarkt- und Pflegepolitik von 1949 bis heute<br />

zugrunde. In diesen wurden die Probleme der älteren Männer und Frauen am ausführlichsten<br />

diskutiert, ebenso das Altsein und Altwerden. Es ist zu zeigen, wie sich mit dem<br />

Wandel der Lebensverhältnisse und der zentralen Problemfelder sowie in Abhängigkeit<br />

von der jeweiligen Argumentationslinie und unter dem Einfluss der wissenschaftlichen<br />

Beratung die aktivierten Altersbilder veränderten. Es verschwanden immer wieder wichtige<br />

Aspekte des Alters aus dem Blickfeld und bedeutende Potenziale blieben unberücksichtigt.<br />

Die Analyse soll nicht zuletzt deutlich machen, welche Folgen einseitig und für<br />

politische Zwecke eingesetzte Altersbilder auf die Vorstellung der Jüngeren vom Alter<br />

sowie auf die Lebenssituation der Älteren und das Miteinander der Generationen haben<br />

können.<br />

Unter den Bundestagsdebatten erwiesen sich mit Blick auf altersbezogene Stereotype vor<br />

allem die Diskussionen und Stellungnahmen zur Rentenpolitik, der Alterssicherung für<br />

Landwirte, zur Knappschaft, zur Frühverrentung, zur Beschäftigungspolitik und zur Pflegeversicherung<br />

als sehr ergiebig. Mit dem Übergang von der früheren Altenhilfe zur Seniorenpolitik<br />

(Wallraven und Gennerich 2002) seit den späten 1980er Jahren produzierten<br />

die Abgeordneten zudem in den Bundestagssitzungen und Aussprachen zum demografischen<br />

Wandel und zu den <strong>Altenbericht</strong>en eine Fülle an Bildern, ganz im Gegensatz zu<br />

den Debatten zur Gesundheits- und Fürsorgepolitik sowie den Regierungserklärungen,<br />

die sich im Hinblick auf Altersbilder alle als wenig ertragreich erwiesen. Speziell Letztere<br />

rissen Problemfelder lediglich an, gingen aber noch nicht einmal – um nur ein Beispiel zu<br />

nennen – auf die drückende materielle Not alter Menschen in der frühen Bundesrepublik<br />

ein (Dieck 1987). Diese wurde dagegen ausführlich in den Rentendebatten der 1950er<br />

Jahre thematisiert. Ähnliches lässt sich in allen folgenden Legislaturperioden feststellen.<br />

432

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!