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6. Altenbericht

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jektive Wahrnehmung und Einschätzung der objektiven Gegebenheiten. Individuelle Altersbilder<br />

sind demnach das Resultat eines komplexen Zusammenspiels der eigenen objektiv<br />

bestehenden und subjektiv wahrgenommenen Lebensbedingungen und der zur Verfügung<br />

stehenden Handlungsoptionen. Für die Frage, wie individuelle Altersbilder beeinflusst<br />

werden können, bedeutet dies: Um positivere individuelle Altersbilder auszubilden,<br />

muss die Lebenssituation von Menschen mit objektiv und subjektiv geringen Handlungsspielräumen<br />

und einem geringen Maß an sozialer Teilhabe verbessert werden – und zwar<br />

bevor sie alt werden.<br />

Interventionsprogramme, die auf die Altersbilder von Kindern und Jugendlichen zielen,<br />

sind wenig verbreitet. Viele dieser Programme stützen sich dabei auf die so genannte<br />

„Kontakthypothese“, der zufolge Kontakt und Interaktion mit alten Menschen quasi automatisch<br />

ein positiveres Altersbild nach sich zieht. Da die Wahrnehmung von älteren Menschen<br />

durch bereits bestehende Altersbilder geprägt wird, reicht es in der Regel jedoch<br />

nicht aus, den Kontakt zwischen Angehörigen verschiedener Altersgruppen zu fördern.<br />

Unter bestimmten Bedingungen können Informationen über das Alter und Begegnungen<br />

zwischen älteren und jüngeren Menschen negative Altersbilder sogar verstärken, etwa<br />

wenn Kinder ein Pflegeheim besuchen, ohne dass dort eine positiv empfundene Interaktion<br />

mit den älteren Menschen stattfindet oder wenn alte und junge Studentinnen und<br />

Studenten gemeinsam Lehrveranstaltungen in der akademischen Ausbildung besuchen.<br />

Möglicherweise sind individuelle Interventionen, in denen es um Lebensentwürfe, Lebensziele<br />

sowie um Hoffnungen und Befürchtungen hinsichtlich des eigenen Alters geht,<br />

wirksamere Maßnahmen, um Altersbilder zu beeinflussen (Filipp und Mayer 1999).<br />

Wissenschaftliche Fundierung und Evaluation von Interventionen<br />

Historische Rückblicke zeigen, dass Altersbilder sich verändern und veränderbar sind.<br />

Allerdings wappnen sie auch gegen einen übertriebenen Optimismus bei dem Versuch,<br />

Altersbilder gezielt zu beeinflussen. Eine Vielzahl von Faktoren trägt zum Wandel von<br />

Altersbildern bei, deren Zusammenwirken oft nur im Nachhinein erkannt und erklärt werden<br />

kann. Es gibt bislang nur wenige systematische, theoriegeleitete Versuche zur Veränderung<br />

von Altersbildern (vorbildhaft ist etwa das oben erwähnte Trainingsprogramm<br />

für Pflegekräfte). Interventionsmaßnahmen scheinen häufig eher „aus dem Bauch“ heraus<br />

konzipiert zu sein und der guten Absicht zu entspringen, negative Altersbilder durch positive<br />

Altersbilder auszutauschen. Es sind unbedingt wissenschaftliche Begleitstudien und<br />

fundierte Evaluationen nötig, um Erkenntnisse über die Effektivität und Effizienz entsprechender<br />

Interventionen zu gewinnen.<br />

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