20.07.2013 Aufrufe

6. Altenbericht

6. Altenbericht

6. Altenbericht

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

wicklungen, mit denen Menschen im Laufe ihres Lebens konfrontiert wurden; sie ist vielmehr<br />

Ausdruck einer inneren Struktur, die sich zum einen in der individuellen Auseinandersetzung<br />

mit Ereignissen und Entwicklungen bildet, und die zum anderen die individuelle<br />

Auseinandersetzung mit Ereignissen und Entwicklungen motiviert. Diese innere Struktur<br />

lässt sich anhand von Daseinsthemen (Thomae 1996) oder Lebensstrukturen (Levinson<br />

1986) beschreiben. Die Entwicklung von Integrität im Alter ist gleichbedeutend damit,<br />

dass es der Person gelingt, die für sie zentralen Daseinsthemen als grundlegend für ihre<br />

eigene lebenslange Entwicklung zu erleben und die Bindung an für sie wichtige Lebensstrukturen<br />

– zu denen überdauernde Zielsetzungen und Werte ebenso gehören wie soziale<br />

Beziehungen oder Aspekte einer Selbstdefinition – aufrechtzuerhalten.<br />

Inwieweit es älteren Menschen gelingt, Generativität und Integrität zu verwirklichen, hängt<br />

nicht zuletzt von den in einer gegebenen Gesellschaft in verschiedenen Generationen<br />

jeweils dominanten Altersbildern ab. Auch mit Blick auf Generativität und Integrität können<br />

Altersbilder im ungünstigsten Fall die Erlebens- und Handlungsspielräume älterer Menschen<br />

einschränken oder im günstigen Falle nachhaltig positive Auswirkungen haben.<br />

Im Kontext des Einflusses von Altersbildern auf Integrität gewinnen auch die letzten Grenzen<br />

unseres Lebens große Bedeutung. Zu nennen sind hier schwere chronische körperliche<br />

oder psychische Erkrankungen, die die Selbstständigkeit und die Selbstverantwortung<br />

der betroffenen Personen gefährden. Vor allem im hohen und höchsten Alter bekommen<br />

solche Erkrankungen zunehmend mehr Gewicht. Dies bedeutet, dass sich Menschen gerade<br />

in den letzten Phasen ihres Lebens mit besonderen Anforderungen an ihre psychische<br />

Verarbeitungskapazität konfrontiert sehen.<br />

Im Alter stellt sich vermehrt die Aufgabe, sich von lieb gewonnenen Menschen zu verabschieden,<br />

einzelne Ziele, Interessen und Aktivitäten aufzugeben. Eine tragfähige Lebensperspektive<br />

kann nur aufrechterhalten, gegebenenfalls auch wieder gefunden werden,<br />

wenn es gelingt, trotz einer nicht mehr zu leugnenden Zunahme von Verlusten und eigener<br />

Verletzlichkeit das eigene Leben als eine im Werden begriffene Totalität wahrzunehmen<br />

(Birkenstock 2010). Dieses kann vielleicht auch gerade wegen der Erfahrung von<br />

Endlichkeit, Vergänglichkeit und Endgültigkeit als wertvoll erkannt werden. Eine tragfähige<br />

Lebensperspektive kommt in einer Bindung an das Leben zum Ausdruck, die sich als positive<br />

Lebensbewertung, als Erwartung, die verbleibenden Jahre noch sinnvoll gestalten<br />

und nutzen zu können, sowie als Wunsch nach sozialer Teilhabe äußert. Empirische Untersuchungen<br />

zeigen, dass sich in dieser Bindung an das Leben unabhängig vom körperlichen<br />

und psychischen Zustand der betroffenen Menschen erhebliche Unterschiede finden<br />

(Jopp, Rott und Oswald 2008). Dabei ist zu berücksichtigen, dass sich in einer erhaltenen<br />

Bindung an das Leben die jeweils bestehenden Möglichkeiten einer fortgesetzten<br />

508

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!