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6. Altenbericht

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ständig ist. Diese Aufgabe ergibt sich zum Beispiel bei der Abfassung einer Patientenverfügung,<br />

in der Vorbereitungen für diese Situation der fehlenden Zugehörigkeit getroffen<br />

werden.<br />

Diese Aussagen berühren auch das Berufsethos und die fachlich-ethische Kompetenz<br />

jener Personen, die unmittelbar oder mittelbar für eine qualitativ hochwertige Therapie,<br />

Pflege und Begleitung chronisch kranker Menschen verantwortlich sind. In erster Linie<br />

sind hier Angehörige der medizinischen und pflegerischen Berufe angesprochen, die immer<br />

wieder die Aufgabe haben, im Angesicht eines schwer kranken Menschen ihr eigenes<br />

Menschenbild (und Altersbild) zu hinterfragen. Diese Aussagen treffen aber auch auf Entscheidungsträger<br />

auf politischer und organisationaler Ebene zu, die ebenfalls kritisch reflektieren<br />

müssen, inwieweit ihre Menschen- und Altersbilder ihre Überlegungen, Entscheidungen<br />

und Handlungen leiten oder zumindest beeinflussen.<br />

15.2 Altersbilder in Alltagssituationen<br />

Bislang wurde die Bedeutung von Altersbildern eher in einer generalisierten, sich über<br />

den gesamten Lebenslauf erstreckenden Perspektive thematisiert. Genauso wichtig ist die<br />

Berücksichtigung des Einflusses von Altersbildern in ganz spezifischen, konkreten Situationen.<br />

Drei Beispiele seien hier genannt.<br />

Das erste Beispiel: Die Aufgaben, die man – geleitet von bestimmten Bildern der Leistungsfähigkeit<br />

– älteren Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern überträgt, genauso wie<br />

Aufgaben, die man diesen abnimmt, beeinflussen in erheblichem Maße deren Möglichkeiten,<br />

vorhandene Kompetenzen zu realisieren und produktiv zu sein. Darüber hinaus definieren<br />

sie das sich dem Individuum bietende Spektrum von Lernmöglichkeiten. Dabei ist<br />

zu bedenken, dass diese Lernmöglichkeiten große Bedeutung für die Kompetenz im Alltag<br />

besitzen – empirische Befunde zeigen, dass das mittlere Erwachsenenalter Kompetenzen<br />

im Alter geradezu „bahnt“ (Rowe und Kahn 1998).<br />

Das zweite Beispiel: Altersbilder von Therapeuten und Pflegefachkräften bestimmen mit,<br />

in welchem Maße sich ältere Menschen, bei denen körperliche oder kognitive Einbußen<br />

vorliegen, um die Aufrechterhaltung eines möglichst selbstständigen und selbstverantwortlichen<br />

Lebens bemühen. Wenn sich Therapeuten und Pflegefachkräfte von einem<br />

Bild leiten lassen, in dem die Abhängigkeit der betreffenden Person im Zentrum steht, so<br />

verstärken sie damit gerade die Aktivitäten des Individuums, die auf Erlangung von Hilfe<br />

gerichtet sind und eigene Kompetenzen ungenutzt lassen.<br />

Das dritte Beispiel: Viele experimentelle Untersuchungen bestätigen, dass sich die Leistungen<br />

älterer Menschen bei Gedächtnisaufgaben und deren Selbstwertgefühl dann ver-<br />

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