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6. Altenbericht

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Übersicht 12.1: Folgen von Religiosität für das Altern<br />

Beziehungen zwischen Alterserfahrungen einerseits und Religiosität und Spiritualität andererseits<br />

lassen sich sozialwissenschaftlich in mehreren Hinsichten belegen (Sperling 2007):<br />

- Hilfe bei der Suche nach Sinn: Durch den Glauben können Erfahrungen aller Art – im Alter<br />

sicherlich vor allem Erfahrungen der Verengung und der Abnahme von Lebensmöglichkeiten –<br />

in einem transzendenten Rahmen eingefangen und so hinnehmbar werden. Religiöse Einstel-<br />

lungen können zur Stabilisierung des Kohärenzgefühls im Sinne der Theorie der Salutogenese,<br />

das heißt zu einem verstärkten Erleben von Ganzheitlichkeit hilfreich sein, da sie das mensch-<br />

liche Leben, ja die gesamte Wirklichkeit, in größeren Sinnzusammenhänge „aufheben“.<br />

- Vermittlung eines Gottesbildes: Offensichtlich gehen von einem warmen, gerechten und lie-<br />

benden Gottesbild positive Effekte auf das Wohlbefinden und die Gesundheit aus.<br />

- Beeinflussung des Verhaltens: Anscheinend fördert Religiosität sozialverträgliches Verhalten<br />

und trägt zur Reduktion von Risikofaktoren bei. Die Ausbildung von Resilienz, also von Fähig-<br />

keiten zur Krisenbewältigung und zur persönlichen Entwicklung im Lebensverlauf, könnte<br />

durch religiöse Deutungsmuster (z. B. Gebotsstrukturen, Vertrauensformen, umfassende Ge-<br />

borgenheit) unterstützt werden.<br />

- Psychologische Ressourcen: Ressourcen wie Selbstachtung und das Selbstwertgefühl können<br />

durch Religion unterstützt werden. Religiöse Einstellungen können affektive Belastungen regu-<br />

lieren beziehungsweise ausgleichen helfen und Emotionen gesundheitsförderlich regulieren,<br />

indem bestimmte Erfahrungen (z. B. Aggressivität) umgedeutet werden und friedlich auf sie re-<br />

agiert wird.<br />

- Soziale Unterstützung: Die Praktizierung von Religion ist in vielfacher Weise mit sozialen Kon-<br />

takten und der Erfahrung von Gemeinschaft und Gegenseitigkeit verbunden. Allein dies kann<br />

Gesundheit und Wohlbefinden positiv beeinflussen. Religiöse Gemeinschaften bieten soziale<br />

Unterstützung und fördern Gefühle der Eingebundenheit und der Zugehörigkeit. Dies kann sich<br />

gerade im Alter als hilfreich zur Bewältigung von Problemen verschiedenster Art erweisen.<br />

- Riten: Die Teilnahme an religiösen Ritualen kann den einzelnen Menschen stabilisieren und<br />

trägt zur individuellen und kollektiven Bewältigung von Übergängen und Verlusten bei.<br />

- Grenzerfahrungen: Spirituelle Begleitung („Spiritual Care“, Seelsorge) kann in Grenzerfahrun-<br />

gen außerordentlich hilfreich sein. Sie bietet Raum, Zeit und Sprache für Erfahrungen an, die<br />

sonst kaum oder nur schwer thematisierbar sind. Religiöse Einstellungen können existentielle<br />

Ängste reduzieren und auf diese Weise helfen, mit lebenskritischen Situationen und Verlusten<br />

besser umzugehen. So kann zum Beispiel der Glaube an ein Leben nach dem Tod die Angst<br />

vor dem eigenen Tod lindern.<br />

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