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6. Altenbericht

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Die Bereitschaft und die Motivation zur Wahl eines Pflegeberufes ist unter Schülerinnen<br />

und Schülern ausgesprochen gering: Nur 1,9 Prozent der Jungen und 10,4 Prozent der<br />

Mädchen können sich die Wahl eines Pflegeberufes für sich vorstellen. Dabei kommt der<br />

Beruf des Altenpflegers oder der Altenpflegerin besonders schlecht weg. Dies steht in<br />

einem Gegensatz zu der verbreiteten Einschätzung, dass der Gesundheits- und Pflegesektor<br />

in den kommenden Jahrzehnten der Wirtschaftsbereich mit den größten erwarteten<br />

Zuwachsraten sein wird. Die Diskrepanz zwischen der Bedeutung der Pflegeberufe und<br />

dem zukünftigen Bedarf an Pflegekräften einerseits und der Motivation von jungen Menschen,<br />

einen Pflegeberuf zu ergreifen andererseits, führt zu Szenarien eines für die Zukunft<br />

befürchteten Pflegenotstands. Mit zahlreichen Imagekampagnen, die auf eine höhere<br />

Attraktivität der Pflegeberufe abzielen, wird das negative Image der Pflegeberufe zu<br />

korrigieren versucht. In der geringen Attraktivität der Pflegeberufe spiegeln sich negative<br />

Bilder der Pflege wider, insbesondere der Pflege älterer Menschen. Pflege ist mit defizitorientierten<br />

Altersbildern verbunden, sie wird mit ungünstigen Arbeitsbedingungen in Verbindung<br />

gebracht, mit Pflege nach Zeittakt (Minutenpflege) und ungünstiger Bezahlung.<br />

Als Gründe für die hohe Fluktuation in der Altenpflege und für ein vergleichsweise hohes<br />

Ausstiegspotenzial werden die oft geringe Qualität der Ausbildung, die eingeschränkten<br />

Möglichkeiten für qualitätsgeleitetes Arbeiten, belastende Faktoren des Arbeitsplatzes<br />

sowie hohe berufliche Anforderungen und Belastungen genannt (Becker und Meyfort<br />

1997; Enste und Pimpertz 2008). Bilder von der Pflege im Alter und Altersbilder in der<br />

Pflege werden von den Rahmenbedingungen geprägt, unter denen die Pflege alter Menschen<br />

stattfindet. Mit Lebensqualität assoziierte Bilder von einem Leben im Alter mit Unterstützungsbedarf<br />

lassen sich ohne Rahmenbedingungen, die attraktive Arbeitsbedingungen<br />

in der Pflege möglich machen, kaum in der Gesellschaft etablieren.<br />

Seitdem in den 1990er Jahren in Deutschland Pflegestudiengänge eingeführt wurden,<br />

professionalisiert sich die Pflege; man bemüht sich darum, ein gemeinsames Pflegeverständnis<br />

und ein gemeinsames Profil professioneller Pflege zu entwickeln und zu etablieren.<br />

Dass eigenständige Wissensbestände durch Pflegeforschung und Expertenstandards<br />

entwickelt werden, ist ein Zeichen der Emanzipation, aber auch der eigenständigen Profilierung<br />

der Pflege jenseits der verbreiten Vorstellung eines „Pflegen kann jeder“. Die Vorstellungen<br />

von den Aufgaben der Professionellen gehen dahin, dass sie in der Pflege weniger<br />

Pflegehandlungen selbst durchführen, sondern vielmehr den Pflegeprozess, an dem<br />

verschiedene Akteure beteiligt sind, steuern (Deutsche Gesellschaft für Gerontologie und<br />

Geriatrie 1996). Hier löst man sich von einem Denken, das die Professionellen in der<br />

Pflege in jeder Pflegehandlung und in jedem Pflegevorgang, insbesondere in medizinischpflegerischen<br />

Vorgängen, involviert sieht. Das neue Pflegeverständnis geht weit über das<br />

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