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6. Altenbericht

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Älteren selbst vonstatten geht. Gerade die neuen, an Aktivität und Produktivität orientierten<br />

Altersbilder müssen – wenn sie mehr sein sollen als oktroyierte Interpretationsschablonen<br />

der Gesellschaft für Alter – darauf abzielen, durch eigenmotiviertes intergenerationales<br />

Handeln selbst geschaffene Ordnungen zu generieren, die auf die Grundbedürfnisse<br />

der Generationen ausgerichtet sind (Hoch 2010).<br />

Traditionell wurden Generationenbeziehungen vor allem im Rahmen von Familie und<br />

Verwandtschaft gelebt: Bei aller Ambivalenz, die dem Verhältnis der Familiengenerationen<br />

innewohnt (Lüscher und Liegle 2003), realisiert sich in diesen Generationenbeziehungen<br />

dennoch eine lebenslange Solidarität, die sich in regelmäßigen Kontakten, „Intimität<br />

auf Abstand“ sowie einer „Vielzahl von materiellen und emotionalen Unterstützungen“<br />

manifestiert, seien dies monetäre Transfers von Eltern zu Kindern, Hilfe der Kinder im<br />

Haushalt ihrer Eltern oder emotionale Verbundenheit (Szydlik 2000: 233f.). Intergenerationale<br />

familiale Solidarität ist bis hin zur prinzipiellen Akzeptanz des Elternunterhalts<br />

(Hoch und Lüscher 2002) soziokulturell stark verankert.<br />

Der demografische und soziale Wandel geht indes mit einem Rückgang familialer Solidaritätsressourcen<br />

einher. Angesichts dessen stellt sich die Frage, ob das, was traditionell<br />

innerhalb der Familien funktioniert(e), ob also die stabilen familialen und verwandtschaftlichen<br />

Generationenbeziehungen auch auf die Ebene gesellschaftlicher Generationenbeziehungen<br />

und auf die damit einhergehende Neukonzeption des gesellschaftlichen Generationenvertrags<br />

übertragbar ist. Die familialen und gesellschaftlichen Generationen sind<br />

vielfältig miteinander verbunden, zum Beispiel dadurch, dass der „öffentliche Generationenvertrag<br />

mit den Transfers der jungen Beitragszahler an die älteren Rentenempfänger<br />

und Rentenempfängerinnen“ eine Grundlage darstellt für die „privaten Unterstützungsleistungen<br />

von Eltern an ihre erwachsenen Kinder“ (Szydlik 2000: 244). Öffentliche Transfers<br />

stabilisieren folglich die familialen intergenerationalen Verhältnisse. Sie vermeiden weitgehend<br />

eine ökonomische Abhängigkeit der Eltern von ihren Kindern und bilden in vielen<br />

Fällen die Grundlage für die Unterstützung der Kinder durch die Eltern. Die Frage ist also,<br />

wie die Qualität der öffentlichen Generationenbeziehungen weiter entwickelt werden kann,<br />

ohne die familialen Generationenbeziehungen negativ zu beeinflussen. Die gesellschaftlichen<br />

Probleme zwischen den Generationen sollten nicht durch eine Schwächung der familialen<br />

Generationenbeziehungen gelöst werden.<br />

Eine Reihe fundierter Untersuchungen zeigt, dass die familialen Generationenbeziehungen<br />

anhaltend stabil sind und dass ein Mix aus solider privater Solidarität, gesellschaftlichen<br />

Solidarverträgen wie Renten-, Kranken- und Pflegeversicherung und der weiteren<br />

staatlichen Sozialpolitik gelingen kann. Die soziokulturell verankerte Stabilität der familialen<br />

Generationenbeziehungen gibt Anlass zu der Annahme, dass die soziale Kohäsion<br />

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