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6. Altenbericht

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In der gesamten Gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) zeigt sich ein Anstieg der Verordnungsmengen<br />

mit zunehmendem Alter, und zwar von 54 Tagesdosen bei 20- bis 24-<br />

Jährigen bis zum Spitzenwert von 1.343 Tagesdosen bei den 80- bis 84-Jährigen. Bei den<br />

über 90-Jährigen fallen die Verordnungsmengen dann wieder auf 900 Tagesdosen ab<br />

(Schwabe und Paffrath 2008). Auf über 60-Jährige entfallen damit fast zwei Drittel des<br />

Verordnungsvolumens. Bis zu 20 Prozent der 70- bis 99-Jährigen erhalten 13 und mehr<br />

Wirkstoffe.<br />

Im höheren Lebensalter kann es vermehrt zu beträchtlichen unerwünschten Wirkungen<br />

bei der Verabreichung von Medikamenten kommen. Vor dem Hintergrund einer veränderten<br />

Verstoffwechselung im Alter sowie Unterschieden zwischen den Geschlechtern sind<br />

geschlechts- und altersspezifische Dosierungsempfehlungen dringend erforderlich, um<br />

Über- und Fehldosierungen zu vermeiden.<br />

Foster, Hillsdon und Thorogood (2005) untersuchten das Auftreten von unerwünschten<br />

Wirkungen bei älteren Patienten und Patientinnen nach Entlassung aus einer stationären<br />

Behandlung. Das Risiko für das Auftreten von unerwünschten Nebenwirkungen war am<br />

höchsten bei Corticosteroiden, Anticoagulanzien, Antibiotika, Schmerzmitteln und Medikamenten,<br />

die am Herzen wirken. Das Risiko für das Auftreten von unerwünschten Wirkungen<br />

erhöht sich mit der Anzahl der verschriebenen Medikamente und beträgt bei Gabe<br />

von mehr als zwölf Medikamenten das 2,7-Fache im Vergleich zu einer Gabe von bis zu<br />

vier Medikamenten. Das Auftreten von unerwünschten Wirkungen kann durch Fehler in<br />

der Verordnung und in der Überwachung der Medikamenteneinnahme bedingt sein. Zu<br />

den Ursachen zählt aber auch die mangelnde Befolgung ärztlicher Ratschläge und Verordnungen<br />

durch die Patientinnen und Patienten oder eine Medikamentenunverträglichkeit.<br />

Die unerwünschten Wirkungen nehmen mit der Anzahl der verschreibenden Ärzte<br />

oder Ärztinnen zu. Die Häufigkeit von unerwünschten Nebenwirkungen ist bei Frauen signifikant<br />

höher als bei Männern. Besondere Bedeutung kommt unerwünschten Wirkungen<br />

und Wechselwirkungen bei Demenzkranken zu. Psychopharmaka können hier die kognitiven<br />

Fähigkeiten weiter verschlechtern; die häufig verordneten Neuroleptika gehen oft mit<br />

einer höheren Sterblichkeit einher (Sachverständigenrat zur Begutachtung der Entwicklung<br />

im Gesundheitswesen 2009).<br />

Verzögerungen der Ausscheidung von Substanzen bei älteren Patientinnen und Patienten<br />

im Vergleich zu jüngeren wurden schon in den 1970er Jahren nachgewiesen. Dennoch<br />

erfolgten klinisch pharmakologische Studien bis 1993 überwiegend mit männlichen jungen<br />

Probanden. Frauen im gebärfähigen Alter und ältere Menschen – und damit wichtige Zielgruppen<br />

– wurden wegen gesundheitlicher Risiken weitgehend ausgeschlossen. Dem<br />

widerspricht, dass nach einer Richtlinie der amerikanischen Food and Drug Administration<br />

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