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6. Altenbericht

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Übersicht 7.4: Aktivierung und Kaufverhalten<br />

Ein wichtiger Faktor zur Vorhersage des Annäherungs- und Kaufverhaltens ist die Aktivierung<br />

(Gröppel-Klein 2005). Die Aktivierung ist ein neurophysiologischer Prozess, ein Erregungsvorgang,<br />

durch den das Individuum leistungsbereit und -fähig wird. Immer dann, wenn ein Mensch aktiviert<br />

ist, wird die Schweißproduktion in den Handinnenflächen forciert. Diese Schweißproduktion erhöht<br />

die Hautleitfähigkeit, die wiederum mit Elektroden gemessen werden kann. Mit Hilfe dieser elektrodermalen<br />

Reaktion (EDR) kann also die Aktivierung von Konsumenten und Konsumentinnen am<br />

Verkaufsort gemessen werden. Die entsprechende Messtechnik kann direkt am Verkaufsort eingesetzt<br />

werden. Auf diese Weise kann geprüft werden, wie aktivierungsstark die Produkte sind, denen<br />

Konsumenten und Konsumentinnen im Geschäft begegnen, wie stark sie also die Menschen<br />

ansprechen.<br />

Bei einem Aktivierungsexperiment, mit dem überprüft wurde, wie hoch die durch eine Produktneueinführung<br />

ausgelöste Aktivierung am Verkaufsort („Point of Sale“) ist, wurden Personen unterschiedlicher<br />

Altersgruppen gebeten, sich in einem Supermarkt an das EDR-Gerät anschließen zu<br />

lassen. Anschließend ging jede teilnehmende Person durch den Gang, in dem das neue Produkt<br />

präsentiert war. Der Messbereich war durch Marker festgelegt (Betreten und Verlassen der Zone<br />

mit dem neuen Produkt), jede teilnehmende Person wurde zudem beobachtet und anschließend<br />

befragt. Das Ergebnis zeigte, dass nur die Personen aus der jüngsten Altersgruppe (21 bis 30 Jahre)<br />

tendenziell etwas höhere Aktivierungswerte erzielten, insgesamt gab es jedoch keinerlei signifikante<br />

Unterschiede zwischen den einzelnen Altersgruppen (Gröppel-Klein 2010).<br />

Das beschriebene Experiment macht deutlich, dass sich ältere Menschen beim Ausmaß<br />

der Aktivierung nicht von Personen aus jüngeren Altersgruppen unterscheiden, dass sie<br />

sich also genauso durch neue Produkte „ansprechen“ lassen.<br />

Ältere Konsumenten und Konsumentinnen lassen sich auch für den Kauf von Kleidungsstücken<br />

begeistern, wenn bestimmte Kriterien erfüllt sind. In einer in Großbritannien<br />

durchgeführten empirischen Studie zum Kleidungsverhalten zeigen Birtwistle und Tsim<br />

(2005), dass ältere Konsumentinnen, die über ein hohes Budget verfügen, ein sehr hohes<br />

Qualitätsbewusstsein haben (z. B. Wunsch nach hochwertigen Naturfasern) und auf Tragekomfort,<br />

verschiedene Passformen und einen vorteilhaften Schnitt sehr viel Wert legen.<br />

Vor allem aber sollte die Kleidung Ausdruck der Persönlichkeit der Trägerin und modisch<br />

sein. Diese Untersuchungsergebnisse belegen, dass das Interesse an gutem Aussehen<br />

unabhängig vom Alter bestehen bleibt. Die Erkenntnisse aus England sind sicherlich auch<br />

auf den deutschen Markt übertragbar. So berichtet die Zeitung Die Welt (Dierig 2009) von<br />

einer Umsatzsteigerung der deutschen Bekleidungsfirma Gerry Weber um etwa 13 Prozent<br />

und begründet dies unter anderem damit, dass die Firma auf die nicht mehr ganz<br />

junge, aber qualitätsorientierte Kundin setzt („Damen über 40“), ohne das Alter in den<br />

Vordergrund der Positionierung zu rücken.<br />

Insgesamt ist also gut belegt, dass sich ältere Konsumenten und Konsumentinnen nach<br />

wie vor für Textilien (sofern sie die richtige Passform haben), technische Innovationen<br />

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