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6. Altenbericht

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sondern infolge auch das eigene Konsumverhalten beeinflussen (z. B. in Bezug auf die<br />

Finanzplanung oder die altengerechte Ausstattung der Wohnung).<br />

Trotz vielfach optimistischer Empfindungen stellt der Eintritt in das Renten- oder Pensionsalter<br />

für die meisten Konsumenten und Konsumentinnen eine gravierende Änderung<br />

in ihrem Leben dar. Bis dahin, also etwa zwischen dem 40. und dem 65. Lebensjahr, vollzieht<br />

sich das Älterwerden für viele unmerklich. Auch können mit dem Ausstieg aus dem<br />

Berufsleben ältere Menschen neue positive Rollen zugewiesen bekommen (etwa die Rolle<br />

der fürsorglichen Großeltern oder die der guten Nachbarn). In Bezug auf das Konsumverhalten<br />

verschieben sich hierdurch ebenfalls die Konsumgewohnheiten. Viele Eltern<br />

oder Großeltern glauben, dass es „richtiger“ sei, die Konsumausgaben nicht für sich<br />

selbst, sondern für Kinder und Enkel zu tätigen. Darüber hinaus berichtet die Gesellschaft<br />

für Konsumforschung (Gaspar 2009), dass mehr als die Hälfte des gesamten Spendenaufkommens<br />

in der Bundesrepublik auf Menschen über 60 Jahre zurückgeht. Mit dem<br />

Austritt aus dem Berufsleben wächst auch das Zeitbudget für das Einkaufen, welches<br />

älteren Menschen erlaubt, Produkte in Ruhe zu vergleichen, neue Konsumangebote auszuprobieren<br />

und mehrere Geschäfte zu besuchen. Dazu passt der Befund, dass Ältere<br />

signifikant (um etwa ein Drittel) häufiger einkaufen gehen als Jüngere (Gaspar 2009). Zu<br />

einem ähnlichen Ergebnis kommen East u. a. (2000), die in ihrer Studie eine mit dem Alter<br />

sinkende Einkaufsstättentreue nachweisen.<br />

Wenn man also älteren Konsumentinnen und Konsumenten unterstellt, sie seien per se<br />

„handels- beziehungsweise markentreu“, da sie nicht mehr geistig flexibel oder nicht mehr<br />

in der Lage seien, Informationen über neue Angebote zu verarbeiten, so irrt man gewaltig.<br />

Zudem muss im Rentenalter ein Teil der Konsumentinnen und Konsumenten mit einer<br />

Ressourcenverknappung umgehen, was dazu führen kann, dass höherwertige Markenartikel<br />

aufgrund der finanziellen Restriktionen nicht mehr gekauft und stattdessen günstigere<br />

Handelsmarken gewählt werden. Nichtmobile, ältere Konsumenten und Konsumentinnen<br />

müssen sich (unabhängig von der Kaufkraft) dann von präferierten Marken trennen, wenn<br />

diese im räumlichen Wohnumfeld nicht mehr zu erstehen sind, beispielsweise weil als<br />

Nahversorger nur Discounter angesiedelt sind, die vor allem handelseigene Marken anbieten.<br />

Das sicherlich am stärksten „einschneidende“ kritische Lebensereignis ist der Tod des<br />

Ehepartners. Dabei kann der hinterbliebene Partner eine Lücke, eine Leerstelle erleben,<br />

so als sei ihm ein Teil des Selbst genommen worden. Turley (2004) berichtet von älteren<br />

hinterbliebenen Frauen, die von Kindern und Freunden überredet wurden, eine Reihe<br />

gewohnter Konsumaktivitäten wieder aufzunehmen, um die nach dem Tod des Partners<br />

empfundene Lücke zu schließen und die „Rückkehr zur Normalität“ zu beschleunigen.<br />

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