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6. Altenbericht

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7.2.1 Beeinflussung von Altersbildern durch „kritische“ Ereignisse<br />

Im Lebensverlauf eines Menschen gibt es typische Umbrüche, Ereignisse oder Einschnitte,<br />

die den Prozess des Älterwerdens aus soziologischer Sicht maßgeblich bestimmen.<br />

Dies sind beispielsweise der Auszug der Kinder aus dem Elternhaus, die Aufgabe des<br />

Berufs, Scheidung oder der Tod des Lebenspartners oder der Lebenspartnerin (Naegele<br />

2010). Diese „kritischen“ Lebensereignisse können das Konsumverhalten und die Altersbilder<br />

beeinflussen. Nicht immer kann hier ein eindeutiger Ursache-Wirkungs-<br />

Zusammenhang unterstellt werden. Es ist möglich, dass sich durch die kritischen Ereignisse<br />

zunächst die Altersbilder wandeln, die wiederum das Konsumverhalten verändern.<br />

Es ist aber auch möglich, dass ein kritisches Ereignis sofort zu einer Verhaltensänderung<br />

führt, deren Reflektion in der Folge das bisherige Altersbild modifiziert.<br />

Spätestens mit Erreichen des 50. Lebensjahres haben Konsumenten und Konsumentinnen<br />

umfangreiche Erfahrungen mit Marken und Produkten gemacht. Ältere, aber noch<br />

berufstätige Erwachsene sind daher (trotz hoher Kaufkraft) oftmals genügsamer („das<br />

muss ich nicht mehr haben“) und anspruchsvoller („das muss aber mindestens diese Qualität<br />

aufweisen“) zugleich. Sie lassen sich weniger von Gruppenverhalten oder Trends<br />

beeinflussen als junge Konsumentinnen und Konsumenten (Leventhal 1997). Dennoch<br />

zeigen die Studien von Braun-LaTour, LaTour und Zinkhan (2007), dass diese Gruppe<br />

sehr stark von den so genannten „Defining Memories“ beeinflusst handelt (Übersicht 7.2).<br />

Diese „Defining Memories“ sind Kindheitserinnerungen von Konsumenten und Konsumentinnen<br />

an besonders begehrenswerte Konsumgüter, die in der späteren Lebensphase<br />

noch einmal bewusst werden. Dieses Begehren wird durch Stimuli der Außenwelt (das<br />

Konsumverhalten anderer Mitglieder der Bezugsgruppe, Werbung) verstärkt.<br />

Oftmals haben ältere Erwachsene gerade dann, wenn die Kinder ausziehen („Empty-<br />

Nest-Phase“), das Gefühl, sie müssten „verlorene“ Zeit aufholen und sich selbst neu entdecken<br />

(Braun-LaTour, LaTour und Zinkhan 2007). In dieser „zweiten Selbstfindungsphase“<br />

lösen sie sich vielfach von früheren Präferenzen, die sie aufgrund von Familienentscheidungen<br />

getroffen haben. Wo in jungen Familien noch das Familienauto mit großem<br />

Innenraum und Kofferraum an erster Stelle stand, wird nun der schnelle Sportwagen präferiert,<br />

ein Markenwechsel ist häufig die Folge. Viele ältere Harley-Davidson-Fahrer und<br />

Harley-Davidson-Fahrerinnen sind in den 1960er Jahren mit dem Film „Easy Rider“ aufgewachsen;<br />

nun, im höheren Lebensalter, haben sie eher das Geldvermögen, diese Marke<br />

mit „Kultstatus ihrer Jugend“ zu besitzen.<br />

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