20.07.2013 Aufrufe

6. Altenbericht

6. Altenbericht

6. Altenbericht

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Ein Beispiel dafür ist die Diskriminierung in der Darstellung des „dummen Alten“ (etwa bei<br />

einer Versicherungsanzeige mit dem: Slogan „Erst waren meine Zähne weg, dann meine<br />

Ersparnisse“); oder die Klischeeverfestigung durch das Bild der „stets guten Großmutter“<br />

in der Werbung. Auch ist bei manchen Darstellungen älterer Menschen in der Werbung<br />

nicht nachvollziehbar, ob sie als Werbepersonen gewählt wurden, um die Kompetenz älterer<br />

Konsumenten und Konsumentinnen in den Vordergrund zu rücken, oder um zu zeigen,<br />

dass die Produkte so „kinderleicht“ zu handhaben sind, dass sogar Ältere damit umgehen<br />

können. Auch hierbei besteht die Gefahr der Diskriminierung.<br />

Solche Vorgehensweisen in der Werbung rufen Kritik auf den Plan. Eine Studie der Gesellschaft<br />

für Konsumforschung (GfK) belegt, dass zwei Drittel der Bevölkerung meinen,<br />

die Wirtschaft kümmere sich „nicht ausreichend um Kunden über 50 Jahre“; 62 Prozent<br />

der Bevölkerung stimmen der Aussage zu „Der Werbung für ältere Menschen merkt man<br />

oft an, dass sie von jüngeren gemacht wird, die keine Ahnung davon haben, worum es<br />

reiferen Menschen geht“. So würden Menschen als zu gebrechlich und zu hilfsbedürftig<br />

dargestellt oder schlicht nicht ernst genommen (Gaspar und Reidl 2008).<br />

Im Unterschied zur Marketingpraxis versuchen in der wissenschaftlichen Marketingforschung<br />

diverse Autoren und Autorinnen, ältere Menschen anhand des „kognitiven Alters“<br />

(„cognitive age“) zu klassifizieren. Das kognitive Alter basiert auf der individuellen Selbsteinschätzung<br />

und umfasst mehr Facetten als das einfache chronologische Alter. Eine<br />

frühe und bekannte Operationalisierung stammt von Barak und Schiffman (1981), die das<br />

kognitive Alter auf der Basis der folgenden vier Dimensionen bestimmen: wie alt man sich<br />

fühlt („feel-age“), welchem Lebensalter entsprechend man sein Aussehen einschätzt<br />

(„look-age“), welchem Lebensalter nach eigener Einschätzung die eigenen Aktivitäten<br />

entsprechen („do-age“) und welchem Lebensalter nach eigener Einschätzung die eigenen<br />

Interessen entsprechen („interest-age“). Iyer, Reisenwitz und Eastman (2008) belegen,<br />

dass das kognitive Alter das allgemeine Konsumverhalten mit einer höheren Bestimmtheit<br />

erklären kann als das chronologische Alter. Ihre Ergebnisse zeigen aber auch, dass mit<br />

zunehmendem kognitiven Alter der Wunsch, an kulturellen Aktivitäten teilzunehmen sowie<br />

das Interesse an Mode und Innovationen nachlassen und dass gleichzeitig die Markenbindung<br />

steigt. Dies weist darauf hin, dass zwar einerseits bei jüngerem kognitiven Alter<br />

ein Interesse an neuen Produkten, Innovationen oder Tagesereignissen vorhanden ist,<br />

dass dieses Interesse jedoch irgendwann zurückgeht – bei der einen Person nur früher,<br />

bei der anderen später. Anders ausgedrückt: Irgendwann holt sozusagen das kognitive<br />

Alter das chronologische Alter ein. Dies erklärt (neben messtechnischen Gründen) die<br />

nach wie vor hohe Korrelation zwischen kognitivem und chronologischem Alter.<br />

234

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!