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6. Altenbericht

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schen Religiosität und Formen der „Bewältigung“ des Älterwerdens formulieren. Allerdings<br />

lässt sich echte Religiosität nicht funktionalisieren oder gar instrumentalisieren. Religion<br />

ist letztlich keine Coping-Strategie. Sie wirkt ganzheitlich. Entsprechend wird es kaum<br />

gelingen, religiöse „Tools“ zu entwickeln, mit denen instrumentell bestimmte Lebensziele<br />

erreicht oder gar die Gesundheit verbessert werden können.<br />

Was die Frage nach hilfreichen Ressourcen im Alter anbetrifft, so lässt sich in Bezug auf<br />

Religion sagen: „Nicht erst Begriffe wie Hoffnung und Vergebung lassen erkennen, dass<br />

auch religiöse Erfahrungen und Glaubensvorstellungen für manche Menschen eine Ressource<br />

darstellen. Gleiches gilt für religiöses Wissen oder die Einbindung in eine religiöse<br />

Gemeinschaft. Religiöse Ressourcen können für das Wohlbefinden, die Gesundheit und<br />

die Lebenszufriedenheit im Verlauf des Lebens insgesamt und im höheren Alter besonders<br />

eine positive Rolle spielen. Die körperliche Gesundheit etwa, die gesundheitliche<br />

Selbsteinschätzung, das Wohlbefinden und die Lebenszufriedenheit sind bei Menschen<br />

mit ausgeprägten positiven Einstellungen oder religiösen Aktivitäten wie Kirchgang oder<br />

dem Gebet deutlich stärker ausgeprägt als bei nicht religiös gebundenen Menschen. Sie<br />

sind weniger depressiv, erleben geringere Körperbeschwerden und bewältigen Funktionseinschränkungen<br />

schneller. Auch die Mortalität scheint durch religiöse Bindung positiv<br />

beeinflusst“ (Charbonnier 2009: 43). Entscheidend ist bei all dem der Grad der intrinsischen<br />

Religiosität. Von besonderer Bedeutung ist gerade in dieser Hinsicht das persönliche<br />

Gebet. Es wirkt im Sinne einer Bewältigungsstrategie und kann einen Zustand der<br />

Entspannung auslösen. Allerdings sind solche Zusammenhänge empirisch bisher nur in<br />

amerikanischen Studien nachgewiesen; in Deutschland sind die Zusammenhänge schon<br />

deswegen schwächer, weil sich hier ein wesentlich geringerer Anteil hochreligiöser Menschen<br />

findet. Neben diesen positiven Wirkungen von Religiosität gibt es auch Anzeichen<br />

für negative Zusammenhänge: So können Vorstellungen eines strafenden Gottes zu<br />

Angst, Unsicherheit, Schuldgefühlen und geringem Selbstbewusstsein führen.<br />

Große Bedeutung für die „Bewältigung“ des Alters haben weisheitliche Topoi. Zu ihnen<br />

zählt die Unterscheidung zwischen Reue und Schuld, die Annahme und das Aussprechen<br />

von Vergebung, eine erhöhte Toleranz für Ungewissheiten und Ambiguitäten, Hoffnung,<br />

Versöhnung, der Glaube an ein ewiges Leben und Angst vor dem Tod, die Akzeptanz von<br />

Einschränkungen, Freude über den neuen Tag, Integrität und nicht zuletzt Humor und<br />

Lachen (MacKinlay 2001: 191ff.).<br />

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