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6. Altenbericht

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erwartete medizinische Nutzen sowie Kosteneffektivität. Eine Differenzierung nach Alter<br />

ist durch die Antidiskriminierungsrichtlinie der EU und durch das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz<br />

ausgeschlossen.<br />

Im Gegensatz zu einigen anderen europäischen Ländern gibt es in Deutschland bislang<br />

keine Priorisierungskommission. In Schweden gibt es seit 1992 Priorisierungsaktivitäten.<br />

In einer ethischen Plattform wurden dort drei Grundprinzipien formuliert (Raspe und Meyer<br />

2009): (1) das Prinzip der Menschenwürde, wonach eine Priorisierung nach Alter, sozialem<br />

Status oder Lebensstil explizit ausgeschlossen wird, (2) Bedarf und Solidarität, wonach<br />

die verfügbaren Ressourcen den Personen mit dem größten objektivierbaren Bedarf<br />

zukommen sollen und als drittes Prinzip nachgeordnet (3) Kosteneffizienz, das allerdings<br />

nur innerhalb eines Indikationsbereichs angewandt werden soll. Auf dieser Grundlage<br />

erlangten sowohl die Palliativversorgung als auch die individualisierte Prävention und Rehabilitation<br />

eine hohe Priorität. Diese vor allem ethisch und nicht ökonomisch ausgerichteten<br />

Prinzipien ließen in Schweden bei Einbindung der Öffentlichkeit einen breiten Diskurs<br />

zu, der von differenzierten Altersbildern getragen werden konnte.<br />

9.3 Rehabilitative Versorgung<br />

Rehabilitation hat zum Ziel, die Autonomie und Selbstversorgungsfähigkeit älterer und<br />

hochbetagter Menschen zu stärken. Damit kommt ihr eine wichtige und zukünftig steigende<br />

Bedeutung in der gesundheitsbezogenen Versorgung zu. Ihre Relevanz im Alter wurde<br />

– nach einem therapeutischen Nihilismus in den 1970er und 1980er Jahren – allerdings<br />

erst in den 1990er Jahren vermehrt erkannt. Insgesamt zeigt sich, dass es noch erheblicher<br />

Anstrengungen bedarf, bis der Rechtsanspruch auf Rehabilitationsleistungen – und<br />

damit auch die Pflichtleistung der geriatrischen Rehabilitation – in der Praxis umgesetzt<br />

ist. Einem differenzierten Verständnis vom Alter(n) wird das derzeitige Versorgungsgeschehen<br />

nicht gerecht. Rehabilitation als ein Konzept, welches die Teilhabe älterer Menschen<br />

an der Gesellschaft fördert, ist versorgungsstrukturell noch nicht verwirklicht.<br />

9.3.1 Heterogene Versorgungsstrukturen<br />

Die Rehabilitation in Deutschland ist durch einen im internationalen Vergleich hohen Grad<br />

an Institutionalisierung und Spezialisierung mit entsprechenden Rehabilitationseinrichtungen<br />

gekennzeichnet. Aus historischen und sozialrechtlichen Gründen überwiegt mit 90<br />

Prozent die stationäre Rehabilitation; der gesundheitspolitische Grundsatz „ambulant vor<br />

stationär“ ist somit in den weitaus meisten Fällen nicht umgesetzt. Allerdings hat die ambulante<br />

Rehabilitation in den vergangenen Jahren kontinuierlich an Gewicht gewonnen.<br />

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