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6. Altenbericht

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der Aufgabe) geschuldet sei (Kemper u. a. 1998). In anderen Experimenten zeigte sich,<br />

dass die Aktivierung von negativen Altersbildern zu schlechteren Gedächtnisleistungen<br />

führt (Hess und Hinson 2006). Allerdings ist die Wirkung von Altersstereotypen nicht notwendigerweise<br />

auf ältere Menschen beschränkt. Die Aktivierung des Konzeptes „alt“ fördert<br />

offensichtlich das diesem Stereotyp entsprechende Verhalten, und zwar sowohl bei<br />

älteren als auch bei jüngeren Menschen. In einem Experiment wurde das Konzept „alt“ bei<br />

den Untersuchungsteilnehmern und -teilnehmerinnen aktiviert, worauf diese den Experimentalraum<br />

langsamer verließen als Personen, bei denen dieses Konzept nicht aktiviert<br />

worden war (Bargh, Chen und Burrows 1996). Auch wenn mehrere der hier referierten<br />

Befunde in den USA erhoben wurden, ist davon auszugehen, dass sie für moderne<br />

Dienstleistungsgesellschaften verallgemeinert werden können.<br />

Gesundheit: Die Folgen persönlicher Altersbilder für die Gesundheit und Langlebigkeit<br />

älterer Personen sind empirisch ebenfalls gut belegt. Bei den ersten Untersuchungen<br />

hierzu handelte es sich um experimentelle Studien. Diese wiesen darauf hin, dass altersbezogene<br />

Selbststereotypisierungen negative Folgen haben können, indem sie beispielsweise<br />

zu physiologisch messbaren Stressreaktionen führten (Levy 1996; Levy und Langer<br />

1994; Levy u. a. 2000). Später wurde der Zusammenhang zwischen Altersbildern und<br />

Gesundheit auch mittels Längsschnittstudien untersucht. Diese machten deutlich, dass<br />

die persönliche Sicht auf das Älterwerden auch langfristige Folgen für die Gesundheit und<br />

Langlebigkeit hat (Levy und Myers 2005; Levy, Slade und Kasl 2002; Levy u. a. 2006;<br />

Wurm, Tesch-Römer und Tomasik 2007; Wurm, Tomasik und Tesch-Römer 2008). Auch<br />

in den Längsschnittstudien wurde die soziale Lage der befragten Personen berücksichtigt.<br />

Es zeigte sich abermals, dass nicht allein Bildung und finanzielle Ressourcen die Entwicklung<br />

des Gesundheitszustandes vorhersagen, sondern dass unabhängig davon auch die<br />

Sicht auf das eigene Älterwerden ein eigenständiges Vorhersagepotenzial hat. Altersbilder<br />

können also eine erhebliche Wirkung entfalten – und für mögliche Interventionen ist<br />

es von hohem Interesse, sich diese Wirkmechanismen genauer anzuschauen. Ein zentraler<br />

Faktor sind hierbei Verhaltensweisen, die der Gesundheit zu- oder abträglich sind,<br />

insbesondere körperliche Aktivität, die Ernährung und der Konsum von Nikotin und Alkohol.<br />

In empirischen Studien zeigte sich, dass Menschen mit einem positiven Alters-<br />

Selbstbild in stärkerem Maße körperlich aktiv waren als Menschen mit einem eher negativen<br />

Alters-Selbstbild, wobei die verfolgten körperlichen Aktivitäten dem eigenen Gesundheitszustand<br />

angepasst waren (Wurm. Tomasik und Tesch-Römer 2010). Es konnte auch<br />

gezeigt werden, dass ältere Menschen gesundheitliche Beschwerden häufig als unvermeidbaren<br />

Bestandteil des Alternsprozesses deuten und daher notwendige medizinische<br />

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