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6. Altenbericht

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lehnung des Alters; sie ist Ausdruck einer Strategie, das Alter überlisten und auslöschen<br />

zu wollen.<br />

Das 20. Jahrhundert hat zahlreiche Möglichkeiten dafür entwickelt, dass Junge wie Ältere<br />

dem neuen Körperideal entsprechen können. Die meisten Menschen haben sich aufgrund<br />

der damit verbundenen vielgestaltigen Kosten immer nur für einen Teil dieser Angebote<br />

entschieden, und dies wird sich auch in Zukunft nicht ändern. Die so genannte Schönheitschirurgie<br />

findet heute trotz zunehmender Akzeptanz die geringste Anwendung. In<br />

weitaus höherem Maße setzen die Menschen auf Sport und Gymnastik, während Mode<br />

und Maske eindeutig dominieren und zwar nicht nur in der Stadt, sondern auch in den<br />

ländlichen Gemeinden. Erstmals in der Geschichte kann ein Großteil der deutschen Bevölkerung<br />

seit dem ausgehenden 20. Jahrhundert wählen, welchem Altersbild sie nahezukommen<br />

wünscht.<br />

3.1.3 Einfluss von Altersbildern auf den Arbeitsmarkt<br />

Das im frühen 20. Jahrhundert mit Blick auf den sportlichen Körper modellierte neue Körperbild<br />

beeinflusste nicht nur die Einstellung der Menschen zum eigenen Körper, sondern<br />

führte aufgrund der Verherrlichung der Jugend auch zu einer Altersdiskriminierung, die bis<br />

auf den Arbeitsmarkt reichte und hier zur Ausgrenzung führte. Da Alter in der Zwischenkriegszeit<br />

und bis in die 1960er Jahre hinein zunehmend für abgearbeitete, ausgebrannte,<br />

entkräftete und hilfsbedürftige Menschen stand, hinterließ sein negatives Image vor allem<br />

in der Industrie unübersehbare Spuren. Hier zeigte sich in aller Deutlichkeit, welche Auswirkungen<br />

negative Altersbilder haben können. Im Folgenden wird gezeigt, wie die Abwertung<br />

und Geringschätzung des alternden Körpers sowohl die wissenschaftliche Forschung<br />

wie auch die Beschäftigungspolitik der Unternehmen beeinflusste.<br />

Noch in der Frühphase der Weimarer Republik hatte die Wirtschaft verstärkt auf die älteren<br />

Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen gesetzt, die beim Aufbau einer zuverlässigen<br />

Stammbelegschaft offenbar in vielerlei Hinsicht gegenüber den Jüngeren Vorteile vorweisen<br />

konnten. Während die Arbeitgeber in der Expansionsphase des sekundären und tertiären<br />

Sektors vor dem Ersten Weltkrieg bei Neueinstellungen noch verstärkt auf die jüngeren<br />

Jahrgänge hatten zurückgreifen müssen, setzten sie in der Stagnations- und Abschwungphase<br />

nach dem Weltkrieg, als ihnen eine große Auswahl an Arbeitskräften zur<br />

Verfügung stand, dagegen vermehrt auf die Erfahrung und Zuverlässigkeit der Älteren. Im<br />

Industriesektor stieg der Anteil der über 50-Jährigen von 9,6 Prozent im Jahre 1907 auf<br />

14,6 Prozent im Jahr 1925 an – und zwar nicht nur infolge der Kriegsverluste der mittleren<br />

Altersgruppen. Noch mehr profitierten die über 60-Jährigen. Auch verschob sich die<br />

Höchstverdienstphase im Lebenszyklus um durchschnittlich zehn Jahre nach hinten<br />

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