20.07.2013 Aufrufe

6. Altenbericht

6. Altenbericht

6. Altenbericht

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

ichtskommission identifizierte Altersthematisierungen im öffentlichen Diskurs über die<br />

Alterung der Gesellschaft. Die dabei untersuchten Altersbilder unterscheiden sich zum<br />

Teil deutlich in ihrer Wertigkeit und in ihrer Bedeutung für die gesellschaftliche Debatte.<br />

Jedes Altersbild hat jedoch entweder vor allem positive oder vor allem negative Konnotationen.<br />

13.3.1 Die gesellschaftliche Alterung als „Bedrohung“<br />

Der Wandel der Altersstruktur der Bevölkerung und dabei insbesondere das kollektive<br />

Altern ist seit einigen Jahren ein Megathema der öffentlichen Debatte über die Zukunft der<br />

gesellschaftlichen Entwicklung. In dieser Debatte gibt es Argumentationsmuster, bei denen<br />

die Alterung der Gesellschaft in verschiedener Hinsicht (sozial, politisch und ökonomisch)<br />

vor allem als gesellschaftliche Bedrohung und Belastung dargestellt wird. Die negative<br />

Konnotation des demografischen Wandels kommt zum Beispiel in Begriffen wie<br />

„Überalterung“ oder „Vergreisung“ zum Ausdruck. 25 Analytisch lassen sich in diesem Zusammenhang<br />

drei negativ konnotierte Altersbilder unterscheiden:<br />

a) Negative Altersthematisierung (1): Die Alten als „Ausbeuter“ und „Betrüger“ der Jungen<br />

und als „Profiteure“ des Sozialsystems<br />

Eine erste Argumentationslinie thematisiert die älteren Menschen seit Ende der 1980er<br />

Jahre, Anfang der 1990er Jahre primär als „Ausbeuter“ und „Betrüger“ der Jungen (Naegele<br />

und Schmidt 1998). Dabei wird argumentiert, dass Ressourcen und Lebenschancen<br />

zu Lasten der Jungen und zu Gunsten der Alten umgeschichtet werden. Exemplarisch<br />

dafür stehen Reimer Gronemeyer, der schrieb, dass die Alten „der Jugend die Zukunft<br />

genommen“ (Gronemeyer 1989: 128) und nachfolgenden Generationen radioaktive Müllhalden<br />

und andere ökologische Probleme hinterlassen haben sowie Jörg Tremmel (1996)<br />

mit seiner These vom „Generationenbetrug“. Häufig wird in diesem Zusammenhang argumentiert,<br />

dass wegen des wachsenden Anteils älterer Menschen an der Gesamtbevölkerung<br />

und wegen der im Einklang dazu wachsenden „Kosten des Alterns“ der Generationenvertrag<br />

nicht mehr funktioniere. Wurde diese Argumentation zunächst vor allem in<br />

Bezug auf die Gesetzliche Rentenversicherung angewendet, so wurde sie später auf die<br />

anderen umlagefinanzierten Systeme der sozialen Sicherung, also Gesetzliche Krankenversicherung<br />

und Soziale Pflegeversicherung, ausgeweitet.<br />

Die These von der Ausbeutung der Jüngeren durch die Älteren wurde eine Zeit lang durch<br />

die so genannten Generationenbilanzen unterstützt. In Generationenbilanzen werden die<br />

25<br />

Begriffliche Gegenkonzepte wie „Unterjüngung“ (Lehr 2003; Kaufmann 2005) konnten sich bislang<br />

nicht durchsetzen.<br />

448

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!