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6. Altenbericht

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15 Potenziale und Grenzen des Alters<br />

Altersbilder sind Wissenssysteme, die sich auf den Verlauf von Alternsprozessen beziehen<br />

und damit für die Verwirklichung von Potenzialen ebenso wie für die Sensibilisierung<br />

für Grenzen und den Umgang mit diesen bedeutsam sind. Als „normatives Entwicklungswissen“<br />

formen Altersbilder die Wahrnehmung, Deutung und gedanklich-emotionale Vorwegnahme<br />

von Entwicklungsveränderungen. Damit tragen sie dazu bei, dass in verschiedenen<br />

Lebensabschnitten jeweils charakteristische Veränderungen erwartet und als<br />

stimmig erlebt, andere als verfrüht oder verspätet wahrgenommen werden. Zudem können<br />

sie als Vergleichsmaßstäbe (im Sinne von Altersnormen) wirken, von denen aus<br />

Menschen – gemessen an ihrem Alter – als kompetent oder inkompetent, als engagiert<br />

oder zurückgezogen, gegebenenfalls als „jung geblieben“ erscheinen. In Altersbildern<br />

verdichten sich gesellschaftliche Erwartungen, wie die Anforderungen in verschiedenen<br />

Lebensaltern zu bewältigen sind (bzw. wo Grenzen der Bewältigung liegen).<br />

Daraus erwachsen für den verantwortlichen Umgang mit Potenzialen und Grenzen im<br />

Alter besondere Anforderungen an Individuum und Gesellschaft: Zu nennen ist hier vor<br />

allem die intensive, kritisch geführte Reflexion darüber, inwieweit sich in den als „natürlich“<br />

oder „unvoreingenommen“ eingeschätzten Sichtweisen von Alter soziale und kulturelle<br />

Konstruktionen widerspiegeln, oder inwieweit die heute erkennbaren Formen schöpferischen<br />

Alterns hinter den möglichen Formen zurückbleiben, weil unsere Gesellschaft beziehungsweise<br />

Kultur sehr eingeengte und starre Bilder des Alterns anbietet.<br />

Potenziale und Grenzen des Alters sind zum Teil direkt, zum Teil indirekt von Altersbildern<br />

beeinflusst. Dies gilt für die berufliche Leistungsfähigkeit wie für das bürgerschaftliche<br />

Engagement, für die Übernahme von Verantwortung für die eigene Gesundheit wie für die<br />

Auseinandersetzung mit Krankheiten, Pflegebedürftigkeit oder Demenz. Im Bereich des<br />

Erwerbslebens spiegeln sich Altersbilder in der Bereitschaft von Unternehmen wider, ältere<br />

Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter weiter zu beschäftigen, ihnen dabei verantwortliche<br />

Aufgaben zu übertragen, in ihre Fort- und Weiterbildung zu investieren und Arbeitsbedingungen<br />

und Anforderungen an sich wandelnde Kompetenzprofile anzupassen. Dabei<br />

lässt sich in manchen Unternehmen mittlerweile eine veränderte Einstellung gegenüber<br />

älteren Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen mit hohem Qualifikationsniveau erkennen: Die<br />

Bereitschaft, diese weiter zu beschäftigen, hat in den vergangenen Jahren zugenommen.<br />

Dieser positive Einstellungswandel ist gegenüber älteren Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen<br />

mit mittlerem oder geringem Qualifikationsniveau jedoch noch nicht erkennbar. Der<br />

Einfluss der Altersbilder in der Arbeitswelt zeigt sich zudem in der Arbeitsmotivation älte-<br />

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