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6. Altenbericht

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gefragt, wie gesund sich die Personen fühlen. Nach einigen Jahren wird überprüft, wer<br />

von den befragten Personen lebt und wer verstorben ist. Der Vergleich zwischen diesen<br />

beiden Gruppen erlaubt es, jene Faktoren zu identifizieren, die die Mortalität vorhersagen.<br />

Wenig überraschend ist der Befund, dass ein schlechter Gesundheitszustand die Sterbewahrscheinlichkeit<br />

erhöht. Zudem zeigen sich die aus gesundheitssoziologischen Studien<br />

bekannten Folgen sozialer Ungleichheit: Menschen mit niedrigem sozio-ökonomischen<br />

Status sind kränker und sterben früher als Menschen mit höherem sozio-ökonomischen<br />

Status. Es zeigt sich aber auch ein überraschender Befund: Selbst wenn man den objektiven<br />

Gesundheitszustand und die soziale Lage einer Person berücksichtigt, leistet die<br />

selbsteingeschätzte Gesundheit eine Vorhersage zur Überlebenswahrscheinlichkeit – und<br />

dies in der Regel nicht schlechter als die objektive Gesundheit (Idler und Benyamini<br />

1997). Es wird geschätzt, dass Personen, die ihre eigene Gesundheit als „schlecht“ einschätzen,<br />

eine etwa doppelt so hohe Mortalitätsrate haben wie Personen, die ihre Gesundheit<br />

als „gut“ angeben, und zwar auch dann, wenn der objektive Gesundheitszustand<br />

berücksichtigt wird (De Salvo u. a. 2006).<br />

Der längsschnittliche Studienaufbau gibt Grund zu der Annahme, dass es sich hier um<br />

einen kausalen Zusammenhang handelt: Psychische Ressourcen scheinen die Gesundheit<br />

einer Person zu beeinflussen. Diese Überlegung zieht die Frage nach sich, worin die<br />

vermittelnden Mechanismen bestehen, die psychische Phänomene wie Optimismus,<br />

Selbstwirksamkeit und subjektive Gesundheit mit dem objektiven Gesundheitsstatus verbinden.<br />

Bereits seit längerem bekannt sind Befunde, die darauf hindeuten, dass psychische<br />

Ressourcen angemessenes Gesundheitsverhalten fördern und dass angemessenes<br />

Gesundheitsverhalten sich positiv auf die Gesundheit auswirkt (O’Leary 1985; Schwarzer<br />

1994). Seit neuerem werden auch direkte psychophysiologische Zusammenhänge diskutiert:<br />

So wird vermutet, dass das Immunsystem von Personen, die eher negative Gefühle<br />

erleben, weniger adäquat reagiert als das Immunsystem von Personen, die eher positive<br />

Gefühle erleben – und dass dies zu Unterschieden in der Anfälligkeit für Erkrankungen<br />

führt (Barak 2006).<br />

Diese Befunde zum Einfluss von Einstellungen und psychischer Befindlichkeit auf die Gesundheit<br />

machen deutlich, wie wirkmächtig diese Faktoren sein können. Wendet man sich<br />

nun wieder dem Thema der individuellen Altersbilder zu, so ist zu fragen, ob auch die<br />

Vorstellungen vom eigenen Älterwerden Konsequenzen für die persönliche Entwicklung<br />

haben – und ob etwaige Wirkungen individueller Altersbilder über die Wirkungen der eben<br />

diskutierten Konstrukte hinausgehen.<br />

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