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6. Altenbericht

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„Korruption“: Gerade hier ist für das einzelne Unternehmen jenseits normativer<br />

Überlegungen abzuwägen, ob kurzfristige Gewinne oder Vorteile für das Unternehmen<br />

einen potenziellen Schaden für den Standort rechtfertigen. Auch bei den<br />

Organisationen des Dritten Sektors gibt es zwei Pole, zwischen denen sie sich positionieren<br />

müssen: Auf der einen Seite stehen die tradierten Partikularinteressen<br />

des jeweiligen Verbandes und auf der anderen Seite eine Notwendigkeit zur Umweltoffenheit,<br />

um im Sinne der Klienten und Klientinnen oder Mitglieder Kooperationen<br />

einzugehen oder Angebote abzustimmen. Schlussendlich hat auch jeder<br />

einzelne Bürger und jede einzelne Bürgerin immer wieder zwischen Privatinteresse<br />

auf der einen Seite und dem Interesse von Gemeinschaften oder der Gesamtgesellschaft<br />

auf der anderen Seite abzuwägen. Gegen die Wohngruppe für Menschen<br />

mit Demenz neben dem eigenen Grundstück zu demonstrieren, sich aber<br />

grundsätzlich keine weiteren Fragen zur Versorgung von Menschen mit Demenz<br />

zu stellen, ist zwar Ausübung einer legitimen demokratischen Aktionsform, aber<br />

kein Ausdruck zivilgesellschaftlicher Verantwortung. Eine lebendige Zivilgesellschaft<br />

lebt von immer wieder neuen Gestaltungs- und Aushandlungsprozessen,<br />

die in der Lage sind, den gesellschaftlichen Wandel aufzunehmen und zu transformieren.<br />

Für die Diskussion um Altersbilder hat diese Dimension von Zivilgesellschaft die<br />

Konsequenz, dass ältere Menschen und ihre Belange stets in Aushandlungsprozesse<br />

eingebunden und einzubinden sind.<br />

4. Schließlich beinhaltet Zivilgesellschaft normative Orientierungen. Zivilgesellschaft<br />

ist das Projekt einer guten Gesellschaftsordnung. In einer pluralistischen Gesellschaft<br />

kann die Definition dessen, was „gut“ ist, was das Gemeinwohl und im Sinne<br />

aller ist, nicht mehr allein durch gemeinsam geteilte religiöse Werte beschrieben<br />

werden. Heute sind Werte relevant, wie sie auch im demokratischen Staatsverständnis<br />

verankert sind, zum Beispiel Rechtsstaatlichkeit, Partizipation, Gerechtigkeit,<br />

Gewaltfreiheit, Toleranz oder Nachhaltigkeit. Das Normative der Zivilgesellschaft<br />

soll sich darüber hinaus jedoch auch darauf beziehen, wie diese Werte<br />

oder normativen Vorstellungen erreicht werden. Dazu gehört grundsätzlich eine<br />

Zivilisiertheit im Umgang miteinander, das meint zum Beispiel den Respekt, einander<br />

zuzuhören und in konstruktive Dialoge einzutreten. Diese Zivilisiertheit der<br />

Interaktionen, die die Grundlage für die Umsetzung eines normativen Konzepts<br />

sind, muss gefördert und eingeübt werden. Ohne sie ist Zivilgesellschaft nicht<br />

denkbar.<br />

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