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6. Altenbericht

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nen glauben, die reale Welt sei so wie die medial dargestellte Welt. Inhaltsanalysen zeigen,<br />

dass die TV-Realität häufig übertrieben, verzerrt oder idealisiert dargestellt wird. So<br />

sind Themen wie Gewalt und Verbrechen im Vergleich zu ihrem realen Auftreten im Fernsehen<br />

überrepräsentiert. Auch die Körpermaße der Darstellerinnen in TV-Serien werden<br />

im Vergleich zur realen Welt verzerrt dargestellt (Fouts und Burggraf 1999). Der Anteil<br />

bestimmter Berufsgruppen (Ärzte und Ärztinnen, Anwälte und Anwältinnen, Manager und<br />

Managerinnen) ist im Fernsehen deutlich höher ausgeprägt als im realen Leben, während<br />

Berufsgruppen mit geringerem Status unterdurchschnittlich präsent sind. Ältere Menschen<br />

sind in den Serien ebenfalls unterrepräsentiert; speziell ältere Frauen werden oftmals negativer<br />

oder mit niedrigerem sozialen Status dargestellt als ältere Männer. Die Kultivierungstheorie<br />

und darauf aufbauende empirische Studien legen die Vermutung nahe, dass<br />

sich diese Verzerrungen in der medialen Welt auf das Alters-Selbstbild von Individuen<br />

auswirken.<br />

Auch von der Werbung ist ein Einfluss auf individuelle Alters-Selbstbilder und Alters-<br />

Fremdbilder zu erwarten. Die Bedeutung der Werbung kann kaum überschätzt werden:<br />

„Die Historiker und Archäologen werden eines Tages entdecken, dass die Werbung unserer<br />

Zeit die einfallsreichsten und tiefsten täglichen Betrachtungen darstellt, die eine Kultur<br />

je über ihr ganzes Tun und Lassen angestellt hat“ (McLuhan 1951). Die Werbung stellt<br />

den Konsumenten und Konsumentinnen Normen und fertige Verhaltensmodelle zur Verfügung,<br />

an die sie sich in Kaufsituationen halten können (z. B. bei Versicherungen: „Vorsorgen<br />

für eine gesicherte Zukunft“). Die Übernahme solcher Verhaltensmodelle erfolgt<br />

nicht aufgrund von rationalen Problemlösungsprozessen, sondern sie ist oftmals das Ergebnis<br />

eines nicht weiter reflektierten Lernprozesses. Unter anderem vermittelt die Werbung<br />

den Konsumenten und Konsumentinnen durch soziale Vergleiche bestimmte Anspruchsniveaus<br />

und Standards, die dann die Produktauswahl bei verkürzten beziehungsweise<br />

vereinfachten Entscheidungsprozessen bestimmen (z. B.: „Die gute Mutter gibt ihren<br />

Kindern Marke X“).<br />

Die Marke Dove hat mit der „proage“-Werbekampagne für Aufsehen gesorgt und versucht,<br />

stereotype Vorstellungen von der geringen Attraktivität des Alters zu verändern und<br />

das Selbstbewusstsein der Älteren zu stärken (Abbildung 7.1). Die Diskussion, die im Internet<br />

zu Dove proage im Jahr 2007 entfacht worden ist, lässt darauf schließen, dass die<br />

Kampagne bei vielen Frauen auf große Zustimmung gestoßen ist. Inwieweit dieser Effekt<br />

jedoch langfristig anhält, bleibt abzuwarten.<br />

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