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6. Altenbericht

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eine ungenaue Einschätzung dafür, wann jemand zur Gruppe der „Älteren“ gerechnet<br />

werden kann. Ab 50, ab 60, ab 70 Jahren? Vor dem Ruhestand oder erst später? Sind<br />

„Hochaltrige“ von „jüngeren Alten“ abzugrenzen und wenn ja, ab welchem Alter? Es gibt<br />

keine gesicherten Befunde dafür, dass bestimmte Abschnitte des Alterungsprozesses<br />

streng an das chronologische Alter gebunden sind und dass Menschen, nur weil sie das<br />

60. oder 65. Lebensjahr erreicht haben, einen anderen Gesundheitszustand und ein anderes<br />

Leistungsvermögen haben oder andere soziale Aktivitäten als mit 55 Jahren erleben.<br />

Diese Schwierigkeit der Abgrenzung gilt auch im Hinblick auf das Konsumverhalten.<br />

Hupp (2000: 283) führt aus, „dass sich Forschung und Praxis gleichermaßen von der Vorstellung<br />

befreien müssen, dass eine Abfolge alterstypischer Zustandsbilder existiert, […]<br />

die für die Gestaltung des marketingpolitischen Instrumentariums von Nutzen sind“. Seinen<br />

in Deutschland durchgeführten Untersuchungen zufolge lassen sich, wenn nur das<br />

chronologische Alter als Klassifizierung herangezogen wird, keine gravierenden Unterschiede<br />

zwischen dem grundsätzlichen Kaufentscheidungsverhalten der 40- bis 50-<br />

Jährigen, der 50- bis 60-Jährigen und der 60- bis 75-Jährigen feststellen, also beispielsweise<br />

in Bezug auf die Frage, ob mehr oder weniger impulsiv, habitualisiert oder gedanklich<br />

gesteuert eingekauft wird oder wie viele Informationen zur Kaufentscheidung herangezogen<br />

werden. Prüft man allerdings die internationale wissenschaftliche Literatur, so<br />

zeigt sich ein uneinheitliches Bild, das von sehr großen Unterschieden bis hin zur vollkommenen<br />

Ähnlichkeit zwischen Älteren und Jüngeren bezüglich der Informationsverarbeitung<br />

und den emotionalen Prozessen des Konsums reicht.<br />

In der Marketingpraxis werden zur Klassifizierung oftmals vermeintlich typische Merkmale<br />

im Aussehen älterer Menschen herangezogen (z. B. „markantes Aussehen“, „Charakterkopf“).<br />

Damit möchte man zwar demonstrieren, dass man über den Seniorenmarkt nicht<br />

nur diskutiert, sondern diesen tatkräftig als Zukunftsmarkt gestaltet, erliegt dabei dennoch<br />

häufig klischeehaften Vorstellungen vom Alter. Manche Akteure aus der Marketingpraxis<br />

beziehen sich auf die bereits erwähnten grauen Haare („Silver Generation“) oder auf die<br />

so genannten „Best Ager“ und bezeichnen sich als „demografie-agiles Unternehmen“, um<br />

zu zeigen, dass man die wachstumsstarke Zielgruppe positiv angenommen hat. Andere<br />

Unternehmen konzentrieren sich auf die „Linderung“ von körperlichen oder geistigen Anzeichen<br />

des Gebrechens und nutzen zugleich diese Kriterien zur Segmentierung. Seltener<br />

findet man Beschreibungen, wonach Lebensweisheit und Erfahrung zur Charakterisierung<br />

älterer Menschen im Vordergrund stehen.<br />

Problematisch ist, dass in der Marketingpraxis vielfach stereotype Verhaltensweisen Älterer<br />

assoziiert werden, die pauschal auf alle älteren Konsumenten angewandt werden,<br />

ohne sich Gedanken über mögliche Folgen dieser vorschnellen Typisierung zu machen.<br />

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