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6. Altenbericht

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Forschung einfließen und damit beeinflussen, in welchem Ausmaß Erkenntnisse gewonnen<br />

werden, die für die Förderung der Gesundheit und eine angemessene zielgruppenspezifische<br />

Versorgung wesentlich sind. Dies kann auch indirekt erfolgen, indem die wissenschaftlichen<br />

Strukturen versorgungsferne Forschung begünstigen.<br />

Das höhere Alter ist typischerweise gekennzeichnet durch das gleichzeitige Auftreten<br />

mehrerer chronischer Erkrankungen (Multimorbidität). Damit gehen in der Regel häufige<br />

Arztkontakte (etwa 40 pro Jahr bei mindestens 85-Jährigen), häufige Krankenhausaufenthalte<br />

sowie vermehrte Arzneimittelverordnungen (Polypharmazie) mit den damit verbundenen<br />

unerwünschten Wirkungen einher. Dies erfordert eine patienten- und ressourcenorientierte<br />

altersspezifische Versorgung, die begleitende Funktionseinschränkungen in<br />

den Mittelpunkt stellt und Behandlungsprioritäten setzt, den Versorgungsprozess beachtet<br />

und auf die Betreuungsstruktur fokussiert. Bislang liegen jedoch nur vereinzelt Leitlinien<br />

vor, die sich auf ältere Patienten und Patientinnen mit mehreren chronischen Erkrankungen<br />

beziehungsweise Komorbidität beziehen. Dieses gilt selbst für Leitlinien für besonders<br />

häufige Erkrankungen im Alter (Sachverständigenrat zur Begutachtung der Entwicklung<br />

im Gesundheitswesen 2009).<br />

Eine schlichte Addition diagnosespezifischer Leitlinien entspricht nicht einer angemessenen<br />

Behandlung von Multimorbidität. Sie führt nicht nur zu Vielfachmedikation und<br />

manchmal zu widersprüchlichen Verhaltenshinweisen, sondern kann aufgrund möglicher<br />

Interaktionen die Lebensqualität beeinträchtigen und sogar die Gesundheit gefährden.<br />

Besteht eine leistungsbezogene Vergütung mit auf Leitlinien basierenden krankheitsspezifischen<br />

Qualitätsindikatoren, so kann dieses zu einer Über-, Unter oder Fehlversorgung<br />

beitragen (Boyd u. a. 2005; Sachverständigenrat zur Begutachtung der Entwicklung im<br />

Gesundheitswesen 2009).<br />

Dass Leitlinien zur Versorgung bei Multimorbidität fehlen, ist auf einen Mangel an Studien<br />

zurückzuführen, die multimorbide Personen einbeziehen, besonders häufige Komorbiditäten<br />

erfassen und gezielt analysieren. Immer noch werden Hochbetagte vielfach von Studien<br />

ausgeschlossen; erst in jüngster Zeit werden sehr alte Menschen vermehrt berücksichtigt.<br />

Hinzu kommen Studienbedingungen, die aus organisatorischen und/oder methodischen<br />

Gründen eine Teilnahme vonTeilpopulationen, zum Beispiel mit funktionellen Einschränkungen,<br />

verhindern. Gerade klinische Studien sind oft artifiziell und entsprechen<br />

nicht der Alltagsrealität.<br />

Im Alter stellen abgeschwächte akute Krankheitssymptome ein wichtiges Merkmal der<br />

Symptomatik dar. So sind Schmerzen oder vegetative Erscheinungen als Zeichen eines<br />

Herzinfarkts bei älteren Menschen oft weniger typisch als bei jüngeren Menschen. Die<br />

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