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6. Altenbericht

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(c) Der Wandel von Verhaltensskripten in der persönlichen Interaktion. Ein Beispiel für die<br />

Veränderbarkeit von Altersbildern in der Interaktion zwischen jüngeren und älteren Personen<br />

ist ein Trainings- und Fortbildungsprogramm zur Veränderung des Verhaltens von<br />

Pflegefachkräften, das bereits vor über 15 Jahren entwickelt worden ist (Neumann u. a.<br />

1993; Zank und Maier 1999). Hintergrund dieses Programms waren Beobachtungsstudien,<br />

die auf das oben beschriebene „Unselbstständigkeits-Unterstützungs-Skript“ im<br />

Handeln von Pflegekräften hingewiesen haben. Die Fortbildung für die Pflegekräfte umfasste<br />

eine theoretische Einführung in Kommunikationspsychologie und Gerontologie sowie<br />

in die Prinzipien der Verhaltensmodifikation. Im praktischen Teil der Fortbildung setzten<br />

die Pflegekräfte ein Verhaltensprogramm ein, in dem selbstständiges Verhalten der<br />

Bewohner gefördert wurde. Diese Fortbildungsmaßnahme hebt sich aufgrund ihrer theoretischen<br />

Begründung, methodischen Durchführung und sorgfältigen Evaluation positiv<br />

von anderen Interventionsprogrammen ab.<br />

(d) Die Entwicklung und der Wandel von individuellen Altersbildern. Individuelle Altersbilder<br />

werden ab der frühen Kindheit gelernt und beziehen sich zunächst auf eine andere,<br />

weit entfernte Altersgruppe. Aber alle Menschen, die nur lange genug leben, wachsen in<br />

diese stereotypisierte Gruppe hinein. Während in der Kindheit vor allem Altersstereotype<br />

erworben werden, können eigene Erfahrungen mit dem Älterwerden erst deutlich später<br />

im Lebenslauf gemacht werden; Altersstereotype können dann mit den eigenen Erfahrungen<br />

verglichen werden. Die „Kontaminationshypothese“ besagt, dass sich eine Person<br />

umso mehr selbst zur Gruppe der älteren Menschen zugehörig fühlt, je mehr die in der<br />

Jugend erworbenen Altersstereotype in das Selbstbild übernommen wurden (Rothermund<br />

und Brandstädter 2003). Altersstereotype beeinflussen demnach die individuelle Sicht auf<br />

das Älterwerden. Dies kann dazu führen, dass „ein in jungen Jahren erworbenes negatives<br />

Altersstereotyp zur Bürde des Alters“ wird (Wentura und Rothermund 2005: 625).<br />

Dagegen könnten Kontakte zwischen Kindern und älteren Menschen, etwa zwischen Kindern<br />

und den eigenen Großeltern, dazu führen, dass neben den Altersstereotypen auch<br />

eigene Beobachtungen in das Altersbild aufgenommen werden und dass auf diese Weise<br />

differenziertere Altersbilder entstehen.<br />

Individuelle Altersbilder hängen aber auch von der sozialen Lage und den konkreten Lebensumständen<br />

der Menschen ab. Dieser Zusammenhang lässt sich damit erklären, dass<br />

Personen über das Alter so urteilen, wie sie ihre eigene Lebenssituation im Alter antizipieren:<br />

„Wir nehmen an, dass Menschen bei der Einschätzung von Alternsprozessen auch<br />

von der Einschätzung ihrer aktuellen Lebensbedingungen sowie ihrer Fähigkeiten, Fertigkeiten<br />

und Interessen ausgehen“ (Schmitt 2006: 12f.). Dabei seien nicht nur objektiv gegebene<br />

sozialstrukturelle Merkmale der Lebenssituation relevant, sondern auch die sub-<br />

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