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6. Altenbericht

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zwischen dem Gesundheits-, dem Sozial- und dem Pflegewesen oder dem Ausschluss<br />

der Pflegeversicherungsleistungen aus dem Rehabilitationsrecht.<br />

10.1 Pflegekonzepte, Pflegebegriffe und ihre Wirkungen<br />

Das Wort „Pflege“ hat im allgemeinen Sprachgebrauch unserer Gesellschaft verschiedene<br />

Bedeutungen. Etymologisch geht das Wort auf das althochdeutsche Wort „pfleghan“ zurück,<br />

was „das Feld bearbeiten“ bedeutete. Er ist sprachlich verwandt mit dem Wort<br />

„Pflug“. „Pflege“ meinte zunächst so viel wie „für etwas einstehen, sich für etwas einsetzen“.<br />

Daraus entwickelten sich zwei unterschiedliche Bedeutungen: Einerseits „sorgen für,<br />

betreuen, hegen“ und andererseits „sich mit etwas abgeben, betreiben, gewohnt sein“.<br />

Um das Verb „pflegen“ gruppieren sich die folgenden Wörter: „Pflege“ im Sinne von Sorge,<br />

Obhut, Betreuung, „Pfleger“ im Sinne von Betreuer, Krankenwärter und „pfleglich“ im<br />

Sinne von fürsorglich, sorgsam. Dieser breite Bedeutungsgehalt hat sich im Zusammenhang<br />

mit der Krankenpflege und der Pflegebedürftigkeit deutlich eingeengt und verändert:<br />

Heute wird unter „Pflege“ die Pflege kranker und insbesondere betagter Menschen verstanden.<br />

Dabei gibt es auch hier verschiedene Bedeutungszusammenhänge: Pflege kann<br />

als individueller Hilfebedarf beschrieben werden oder als berufliches Handeln. Man spricht<br />

vom „Pflegemarkt“, der als ein gewinnträchtiger Wachstumsmarkt mit erheblichen Investitionsvolumen<br />

angesehen wird. Die Pflege ist ein Politikfeld mit „pflegepolitischen Sprechern<br />

und Sprecherinnen“ der im Bundestag vertretenen Parteien. Pflege ist eine Sozialleistung,<br />

sie ist Gegenstand wissenschaftlicher Bemühungen und steht im Fokus der sich<br />

herausbildenden Pflegewissenschaft.<br />

Bei der Offenheit und Breite der Bedeutungen des Begriffs „Pflege“ spielen Vorstellungen,<br />

Konstruktionen sowie Konzepte und spezifische Pflegeverständnisse eine große Rolle für<br />

die Bilder der Pflege und für die Rezeption dieser Bilder. Nachfolgend werden unterschiedliche<br />

Pflegebegriffe und Pflegekonzepte vorgestellt und ihre Wirkungen betrachtet.<br />

10.1.1 Der „Pflegefall“<br />

Im alltäglichen Sprachgebrauch ist der Begriff „Pflegefall“ verbreitet, er wird recht selbstverständlich<br />

und weithin ohne kritische Reflektion verwendet. „Pflegefall – was tun?“<br />

(www.pflege-vital.com), „Pflegefall: wer zahlt, wenn es ernst wird?“ (www.bild.de), „So<br />

regeln Sie einen Pflegefall in der Familie“ (www.welt.de), „Wenn die Eltern zum Pflegefall<br />

werden“ (www.zdf.de), „Die Pflegefall(e)“ (www.karrierebibel.de): Der Begriff des Pflegefalls<br />

steht in der Umgangssprache für schwierige und belastende Situationen im Zusam-<br />

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